Umfrage: Mehrheit vertraut amtlicher Preis-Statistik nicht
Stand: 23.01.2014
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Hamburg/Frankfurt - Nach Ansicht einer Mehrheit der Deutschen steigen die Verbraucherpreise schneller als in der offiziellen Statistik festgehalten. In einer am Mittwoch vom Magazin "Stern" veröffentlichten Forsa-Umfrage äußerten 58 Prozent der Befragten das Gefühl, dass im vergangenen Jahr die Preise stärker gestiegen seien, als es die amtlich festgestellte Inflationsrate von 1,5 Prozent ausdrückt. Nur 35 Prozent gaben an, dass sich ihr persönlicher Eindruck mit der tatsächlichen Teuerungsrate deckt.
Am häufigsten (80 Prozent) hätten sich die Menschen über höhere Kosten fürs Wohnen (Miete, Wasser, Strom, Gas), für Verkehr und für Lebensmittel geärgert. Knapp die Hälfte habe die Sorge geäußert, wegen der steigenden Preise weniger Geld zum Leben zu haben.
Die Inflationsrate wird über einen Warenkorb ermittelt, für den das Statistische Bundesamt monatlich über 300.000 Einzelpreise für verschiedene Produkte und Dienstleistungen feststellt. Nach ihrer wirtschaftlichen Bedeutung gewichtet, fließt die Preisentwicklung dann in den Verbraucherpreisindex ein, dessen Veränderung auch Inflationsrate genannt wird.
"Gefühlte Inflation"
Fachleute weisen auf das Phänomen der "gefühlten Inflation" hin, die stärker an Produkten und Dienstleistungen hängt, die häufiger gekauft und meist bar bezahlt werden. Dies trifft etwa auf Lebensmittel, Treibstoffe oder Friseurbesuche zu. Kaum registriert werden hingegen Zahlungen, die regelmäßig und automatisch abgebucht werden wie etwa die Kaltmiete, die bei vielen Mietern kaum oder nur in sehr geringem Umfang steigt. Im Warenkorb des Bundesamtes macht sie aber mehr als ein Fünftel (21 Prozent) aus.
Nach einer Beispielrechnung der Großbank Unicredit können Gefühl und Wirklichkeit weit auseinanderdriften. Beim Vergleich eines nur mit häufig und typischerweise bar bezahlten Gütern gefüllten Warenkorbs ergab sich im Dezember 2010 eine fast doppelt so hohe Preissteigerung wie in dem realistisch zusammengesetzten Korb. 2013 haben sich insbesondere Lebensmittel stark verteuert. Sie machen im Warenkorb aber nur 9,1 Prozent aus. Sinkende Treibstoffpreise haben laut Bundesamt die Preissteigerung gedämpft.
Nach einer YouGov-Umfrage im Auftrag der Vermögensverwaltung M&G sind aber die Inflationsängste der Deutschen in den vergangenen Monaten zurückgegangen. Im November erwarteten die Befragten noch eine Inflationsrate von 2,1 Prozent nach 2,5 Prozent im Februar. Die Europäische Zentralbank sieht die angestrebte Preisstabilität bei einem Wert von knapp unter 2 Prozent gewährt. Die Bundesbank erwartet für dieses Jahr zunächst 1,3 Prozent und für 2015 dann 1,5 Prozent.