Überschuldungsreport: Finanzkrise hat Privathaushalte erreicht
Stand: 30.09.2010
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Hamburg - Die Wirtschaftskrise hat auch vor den privaten Haushalten nicht haltgemacht und viele Verbraucher in Deutschland in die Überschuldung gezogen. Wie der Überschuldungsreport 2010, den das Institut für Finanzdienstleistungen (iff) und die Stiftung "Deutschland im Plus" am Donnerstag in Hamburg vorlegten, zeigt, stieg die Zahl der überschuldeten Haushalte erstmals seit 2007 wieder. Demnach folge die Überschuldung der Wirtschaftskrise mit einer Verzögerung von rund einem Jahr. Eine Trendwende werde erst Mitte 2011 erwartet, sofern die Entlastung auf dem Arbeitsmarkt anhalte.
Insgesamt sind mehr als drei Millionen Haushalte in Deutschland überschuldet; genaue Zahlen liegen jedoch nicht vor. Dennoch lässt sich feststellen, dass seit Ende 2009 mehr Haushalte ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können, unter anderem durch die steigende Zahl der Verbraucherinsolvenzen. In der Studie wurden nun mehr als 12.500 überschuldete Haushalte im Detail untersucht.
Überschuldete Menschen könnten drei Jahre früher wieder aus ihrer Notlage herausfinden, wenn sie rechtzeitig professionelle Hilfe einer Schuldnerberatung in Anspruch nehmen würden. "Viele warten, bis sich die Situation nach außen manifestiert und das Konto gekündigt wird", sagte der Autor der Studie, Michael Knobloch vom iff. Arbeitslosigkeit, Scheidung, ein übersteigertes Konsumverhalten und gescheiterte Selbstständigkeit sind die bei weitem häufigsten Ursachen von Überschuldung.
Besonders betroffen sind Alleinerziehende, alleinlebende Männer und Paare mit drei Kindern und mehr. Die Überschuldeten haben meistens auch kein hohes Einkommen, sie können bei den Ausgaben kaum sparen. Die durchschnittliche Schuldensumme beträgt bei gescheiterten Selbstständigen 94.600 Euro, bei allen anderen 25.700 Euro und hat sich nur wenig verändert. Die Stiftung "Deutschland im Plus" fördert die Vorbeugung von Überschuldung. "Die Initiativen zur finanziellen Bildung schon im Schulalter müssen ausgebaut werden", forderte Stiftungsvorstand Burkhard Piorkowsky.