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Tagesgeld: Noch immer bietet jede dritte Bank nur Null- oder Niedrigzinsen

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox

Nullzinsen werden zwar seltener, doch bei vielen Banken und Sparkassen liegen die Tagesgeldzinsen nach wie vor lediglich knapp über der Nulllinie. Ein Drittel aller Institute zahlt noch immer entweder gar keine oder allenfalls Niedrigzinsen in Höhe von maximal einem Viertelprozent. Unterdessen bieten Banken in der Marktspitze mittlerweile Zinsen über 4 Prozent. Das zeigen aktuelle Auswertungen des Vergleichsportals Verivox.

Abkehr von den Nullzinsen – aber in Trippelschritten

In den letzten Wochen haben zahlreiche Banken und Sparkassen Zinsen auf dem Tagesgeldkonto eingeführt. Aktuell bieten nur noch 84 von insgesamt 738 ausgewerteten Banken und Sparkassen auf dem Tagesgeldkonto keine Verzinsung. Das entspricht einem Anteil von 11 Prozent. Zum Vergleich: Kurz vor dem letzten Notenbanktermin hatte Verivox noch bei 141 Kreditinstituten Nullzinsen ermittelt, was damals einem Anteil von 19 Prozent entsprach (Stand: 20.7.23).

"Über ein Jahr nach der ersten Leitzinserhöhung werden Nullzinsen allmählich zum Auslaufmodell", sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. "Doch bei einem beträchtlichen Teil der Geldhäuser vollzieht sich die Zinswende in Trippelschritten. Viele Banken und Sparkassen haben ihre Tagesgeldzinsen nur geringfügig über die Nulllinie angehoben."

21 Prozent (152 Institute) der von Verivox ausgewerteten Geldhäuser bieten ihren Sparern lediglich Niedrigzinsen und zahlen nicht mehr als 0,25 Prozent. Das macht in Summe etwa ein Drittel (32 Prozent) aller Banken, die entweder keine oder kaum Verzinsung auf dem Tagesgeldkonto anbieten.

"Null- und Niedrigzinsen nicht mehr zeitgemäß"

Vor allem bei den regionalen Kreditinstituten müssen sich Kundinnen und Kunden noch immer häufig in Verzicht üben: 33 Prozent (101 Institute) der insgesamt 309 Sparkassen in der Verivox-Auswertung zahlen nicht mehr als 0,25 Prozent Zinsen aufs Tagesgeld. Davon bieten 12 Prozent (37 Institute) überhaupt keine Verzinsung, 21 Prozent (64 Institute) offerieren einen Zinssatz zwischen 0,01 und 0,25 Prozent.

Noch etwas größer ist der Anteil der Institute mit Null- oder Niedrigzinsen unter den 345 regionalen Genossenschaftsbanken in der Verivox-Auswertung. Dazu gehören die örtlichen Volks- und Raiffeisenbanken sowie die PSD- und Sparda-Banken. In diesem Segment zahlen 13 Prozent (45 Institute) der untersuchten Banken gar keine Tagesgeldzinsen, weitere 24 Prozent (84 Institute) zahlen zwar Zinsen, jedoch nicht mehr als 0,25 Prozent. Bei den bundesweit aktiven Banken sind Null- und Niedrigzinsen hingegen selten: Von insgesamt 84 ausgewerteten Instituten zahlen nur insgesamt sechs entweder keine (2 Institute) oder kaum (4 Institute) Zinsen.

"Nach mittlerweile neun Leitzinserhöhungen in Folge streichen die Kreditinstitute selbst aktuell 3,75 Prozent Zinsen ein, wenn sie Spargelder ihrer Kunden bei der Europäischen Zentralbank parken", sagt Oliver Maier. "Vor diesem Hintergrund sind Null- oder auch Niedrigzinsen von einem Viertelprozentpunkt oder weniger eigentlich nicht mehr zeitgemäß."

Tagesgeldzinsen seit Jahresbeginn verdreifacht

Der Marktvergleich zeigt, dass es auch anders geht. Wer ein neues Tagesgeldkonto sucht, findet bei mehreren deutschen Banken aktuell Angebote mit Zinssätzen von 4 Prozent und mehr. Das sind allerdings befristete Sonderangebote für Neukunden, die nur für einige Monate gelten. "Von solchen Offerten profitieren vor allem Sparer, die bereit sind, ihr Geld wieder umzuschichten, sobald die Neukundenkonditionen ausgelaufen sind", sagt Oliver Maier. "Aber auch wer nicht regelmäßig wechseln möchte, findet längst wieder Banken, bei denen Neu- und Bestandskunden gleichermaßen drei Prozent und mehr erhalten und wo die Zinsen unbefristet gelten."

Auch in der Breite des Marktes sind die Zinsen in den letzten Wochen und Monaten deutlich gestiegen. Der Durchschnittszins bundesweit verfügbarer Tagesgeldangebote liegt aktuell bei 1,40 Prozent und hat sich somit im Jahresverlauf in etwa verdreifacht. Anfang Januar lagen die Zinsen noch bei 0,46 Prozent. Dieses Zinsniveau vom Jahresanfang haben die Regionalbanken jetzt gerade erst erreicht. Sowohl bei den Sparkassen als auch bei den regionalen Genossenschaftsbanken liegt der aktuelle Durchschnittszins ebenfalls bei 0,46 Prozent. "Auch im regionalen Sektor sehen wir steigende Zinsen, aber Sparkassen und Volksbanken laufen der Entwicklung deutlich hinterher", sagt Oliver Maier. "Im Durchschnitt erhalten Tagesgeldanleger bei Banken, die ihre Produkte bundesweit anbieten, drei Mal so hohe Zinsen."

Langfristiges Festgeld schlechter verzinst als kürzere Laufzeiten

Auch beim Festgeld fallen die Zinsunterschiede deutlich aus: Wer sein Geld für zwei Jahre fest anlegt, erhält dafür bei den regionalen Genossenschaftsbanken durchschnittlich 2,42 Prozent und bei den Sparkassen 2,30 Prozent Zinsen. Im Schnitt fast ein Prozent mehr bekommen Sparer bei bundesweit aktiven Banken. In diesem Segment liegt der Durchschnittszins 2-jähriger Festgeldanlagen aktuell bei 3,26 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Zinsen somit in etwa verdreifacht: Anfang September 2022 brachten bundesweit verfügbare Termingelder mit 2 Jahren Laufzeit im Schnitt nur 0,92 Prozent Zinsen.

Wie lange die Zinsen noch steigen werden, lässt sich nicht zuverlässig vorhersagen. Aber eine Mehrheit der Marktteilnehmer rechnet perspektivisch offenbar mit einem Abflauen der Rallye: Im Marktsegment der bundesweit verfügbaren Angebote bringen langfristige Festgelder mit fünf Jahren Laufzeit aktuell durchschnittlich 3,1 Prozent Zinsen – und sind damit schlechter verzinst als Festgeldanlagen mit nur ein- oder zweijähriger Laufzeit. "Wenn Banken für langfristige Anlagen keine Aufschläge mehr zahlen, ist das ein Zeichen dafür, dass sie mittelfristig eher sinkende Zinsen erwarten", sagt Oliver Maier. "Bislang ist davon aber noch nichts zu spüren. Unabhängig von der Laufzeit steigen die Sparzinsen und zumindest kurzfristig rechnen wir auch nicht mit einer Trendwende."

Mit der Festgeld-Rochade bleiben Sparer flexibel

Wie also sollten Sparer ihr Geld in der aktuellen Marktlage am besten anlegen? "Wir empfehlen, den Teil der Ersparnisse, der sicher angelegt und mittelfristig wieder verfügbar sein soll, auf zwei abwechselnd auslaufende Festgeldanlagen mit zwei Jahren Laufzeit aufzuteilen", sagt Oliver Maier. "So sichern sich Anleger einerseits für einen längeren Anlagezeitraum hohe Zinsen, bleiben aber gleichzeitig flexibel, denn jedes Jahr kommt eine der Anlagen zurück und das Geld kann erneut investiert werden."

Wichtig ist ein gründlicher Anbietervergleich vor der Anlageentscheidung. Wie sehr sich das lohnt, verdeutlicht ein Blick auf die Top-Angebote im Markt. Banken mit deutschen Einlagenschutz zahlen in der Spitze aktuell 4,15 Prozent Zinsen für Festgelder mit zwei Jahren Laufzeit. Bei diesen Konditionen bringt eine Anlage von 10.000 Euro über die volle Dauer insgesamt 847 Euro Zinseinnahmen. Wer die gleiche Summe zum durchschnittlichen Festgeldzins der Sparkassen anlegen würde, müsste sich mit 382 Euro weniger begnügen.

Methodik

Für die Zinsanalysen hat Verivox die Konditionen von rund 800 Banken und Sparkassen für eine Anlagesumme von 10.000 Euro ausgewertet. Berücksichtigt werden sämtliche Kreditinstitute mit Tages- und Festgeldangeboten, die ihre Zinsen frei zugänglich auf ihrer Website veröffentlichen – darunter befanden sich 738 mit mindestens einem Tagesgeldangebot. Einige Banken veröffentlichen ihre Zinsen nicht online – darunter möglicherweise auch weitere mit Null- und Niedrigzinsen.

Im regionalen Sektor wird zwischen Sparkassen und Genossenschaftsbanken unterschieden. In beiden Institutsgruppen gibt es einzelne Häuser, die ihr Tagesgeld deutschlandweit anbieten und deshalb den bundesweit verfügbaren Angeboten zugeordnet wurden. Stichtag der Auswertungen ist der 8.9.2023.