Sturzflug setzt sich fort: Tagesgeldzinsen sinken auf 1,4 Prozent
Stand: 17.04.2025
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. Schwere Zeiten für Anleger: Wer nach dem Trump-Crash an den Börsen nach einem sicheren Hafen fürs Ersparte sucht, sieht sich auch bei Sparanlagen mit sinkenden Zinsen konfrontiert. Die Tagesgeldzinsen haben ihren Sturzflug in den letzten Wochen fortgesetzt und liegen aktuell bei 1,4 Prozent. Die Zinsen für zweijährige Festgelder sind mit 2,11 Prozent auf den tiefsten Stand seit Ende 2022 gefallen. Das zeigt eine aktuelle Zinsauswertung des Vergleichsportals Verivox.
Tagesgeldzinsen auf steiler Talfahrt
Der Zinseinbruch beim Tagesgeld hat sich in den letzten Wochen mit nahezu unverminderter Intensität fortgesetzt. Seit Anfang März sind die Tagesgeldzinsen um 0,08 Prozentpunkte gesunken. Bundesweit verfügbare Angebote bringen im Schnitt aktuell 1,4 Prozent. Zuvor waren die Durchschnittszinsen schon im Februar ebenfalls um 0,08 Prozentpunkte gesunken. Einen so massiven Rückgang in nur einem Monat hatte es davor zuletzt im Jahr 2012 gegeben.
"In den letzten Wochen haben die Tagesgeldzinsen ihre Talfahrt nahezu ungebremst fortgesetzt", sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. "Seit dem vorletzten Sommer standen die Zinsen nicht mehr so niedrig wie aktuell."
Nur jede achte Regionalbank zahlt aufs Tagesgeld noch 1 Prozent
Bei regionalen Kreditinstituten fielen die Tagesgeldzinsen weniger stark. Das liegt aber vor allem an dem hier generell niedrigeren Zinsniveau. Sowohl bei den Sparkassen als auch bei den regionalen Genossenschaftsbanken sind die Tagesgeldzinsen seit Anfang März um jeweils 0,03 Prozentpunkte gesunken. Im Schnitt zahlen die Sparkassen aktuell 0,48 Prozent. Mit durchschnittlich 0,5 Prozent stehen Zinsen bei den Genossenschaftsbanken geringfügig höher. Zu dieser Gruppe zählen die örtlichen Volks- und Raiffeisenbanken sowie die PSD- und Sparda-Banken.
Tagesgeldzinsen in nennenswerter Höhe gibt es bei den regionalen Kreditinstituten nur noch selten: Lediglich jede achte der insgesamt 317 Sparkassen (12 Prozent) und der 376 regionalen Genossenschaftsbanken (13 Prozent) in der Verivox-Auswertung bieten einen Tagesgeldzins von Höhe von 1 Prozent oder mehr. Unter den 91 bundesweit aktiven Banken liegt dieser Anteil bei 80 Prozent.
Festgeldzinsen sinken nur noch moderat
Auch beim Festgeld sind die Zinsen über alle Laufzeiten weiter gesunken. Der Durchschnittszins bundesweit verfügbarer Festgeldanlagen mit 2 Jahren Laufzeit liegt mit 2,11 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit Dezember 2022. Anders als beim Tagesgeld hat sich der Rückgang der Zinsen hier aber zuletzt deutlich abgeschwächt.
"In ihren Festgeldkonditionen preisen die Banken bereits mit einigem Vorlauf ein, wie sich die Zinsen nach ihrer Einschätzung künftig entwickeln werden", sagt Oliver Maier. "Weil die meisten Marktteilnehmer bislang davon ausgingen, dass sich die aktuelle Zinssenkungs-Phase allmählich ihrem Ende nähert, ging es für die Festgeldzinsen zuletzt nur noch moderat nach unten."
Was kommt nach dem EZB-Entscheid auf Sparer zu?
Mit ihren geldpolitischen Beschlüssen beeinflusst die Europäische Zentralbank (EZB) maßgeblich, wie sich die Sparzinsen weiter entwickeln werden. Nach zuletzt fünf Notenbankterminen mit Leitzinssenkungen in Folge steht der für die Sparzinsen besonders relevante EZB-Einlagenzins aktuell bei 2,5 Prozent. Diesen Zins erhalten die Banken selbst, wenn sie Spargelder ihrer Kunden bei der Notenbank parken.
"Sollte die EZB auf der anstehenden Notenbanksitzung wie von uns erwartet eine erneute Leitzinssenkung in Höhe von einem Viertelprozent beschließen, dürfte sich auch die Talfahrt bei den Tagesgeldzinsen mit ähnlichem Tempo wie in den letzten Wochen fortsetzen", prognostiziert Oliver Maier.
Wie es beim Festgeld weitergeht, dürfte stark davon abhängen, ob es infolge der aggressiven US-Handelspolitik noch weitere Leitzinssenkungen geben wird. "Die unberechenbare Zoll-Politik der Trump-Regierung macht die Aufgabe der Notenbanker nicht gerade leichter", sagt Oliver Maier. "Bislang erwarteten die meisten Marktteilnehmer, dass der EZB-Einlagezins nach und nach bis auf etwa 2 Prozent sinken wird. Sollten sich nun die Anzeichen verdichten, dass die Zinsen noch tiefer fallen könnten, dürfte es auch beim Festgeld schon bald wieder steiler bergab gehen."
Methodik
Für die Analyse hat Verivox die aktuellen Tages- und Festgeldzinsen von rund 800 Banken und Sparkassen ausgewertet. Berücksichtigt wurden alle Kreditinstitute, die ihre Konditionen frei zugänglich im Internet veröffentlichen. Ausgewertet wurden die Zinssätze für eine Anlagesumme von 10.000 Euro. Beim Tagesgeld wurden die unbefristeten Bestandskundenzinsen der untersuchten Banken und Sparkassen ausgewertet. Befristete Aktionszinsen, die nur für Neukunden oder für neu angelegtes Geld gültig sind, wurden nicht berücksichtigt. Auswertungsstand ist der 11.04.2025.
Im regionalen Sektor wird zwischen Sparkassen und regionalen Genossenschaftsbanken unterschieden. In beiden Institutsgruppen gibt es einzelne Häuser, die ihre Sparprodukte deutschlandweit anbieten und deshalb den überregionalen Banken zugeordnet wurden.