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Studie: Zahlungsmoral der Deutschen steigt durch gute Konjunktur

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox

Berlin - Die Zahlungsmoral in Deutschland ist wieder besser geworden. Das ist das Ergebnis der Herbstumfrage unter den 560 Mitgliedsfirmen des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU). 80 Prozent der Befragten gaben an, dass Kunden Rechnungen genauso gut oder besser bezahlen als noch in diesem Frühjahr. Als Gründe wurden die gute Konjunktur und die sinkenden Arbeitslosenzahlen genannt.

Aber: Gleichzeitig steigen die Insolvenzen. Bis zu 34.000 Unternehmen werden voraussichtlich in diesem Jahr zahlungsunfähig (2009: 32.687), und die Verbraucherinsolvenzen klettern sogar auf einen neuen Rekord mit rund 110.000 Verfahren (2009: 101.102). "Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit waren für viele der Tropfen, der das Schuldenfass erst jetzt zum Überlaufen brachte", erläuterte BDIU-Präsident Wolfgang Spitz am Dienstag in Berlin. "Wirtschaft und Verbraucher haben den Konjunktureinbruch noch nicht ausgleichen können."

Mehr als drei Millionen Haushalte sind überschuldet

Hauptgrund für ausbleibende Zahlungen durch Verbraucher ist Überschuldung. 93 Prozent der Inkassounternehmen bestätigen das. Aktuell gelten mehr als drei Millionen Haushalte als überschuldet. Und auch immer mehr junge Menschen verschulden sich. Gründe sind zu hohe Konsumausgaben, ein schlechtes Vorbild des Elternhauses und mangelnde Eigenverantwortung.

Bestrebungen der Bundesregierung, die Zeit bis zur Restschuldbefreiung von jetzt sechs auf künftig drei Jahre zu halbieren, sieht der Verband kritisch. "Wir wissen, dass viele Schuldner Respekt vor der langen Wohlsverhaltensperiode haben", so Kremer. "Eine Verkürzung würde nur dazu führen, dass einige jetzt erst recht Schulden anhäufen - denn sie gehen davon aus, dass sie sich schnell ihrer Verpflichtungen entledigen könnten." Die Bundesregierung sollte stattdessen die vorgerichtliche Einigung mit den Gläubigern weiter stärken, empfiehlt Kremer. Das sei unbürokratisch und kostengünstig.

Onlinehandel: Identitätsdiebstahl nimmt zu

Vom steigenden Konsum profitiert aktuell der Onlinehandel. Doch zahlen Verbraucher im Internet in der Regel schlechter als offline, wie 57 Prozent der Inkassounternehmen in der Umfrage berichten. Häufigste Gründe: Vorsätzliches Nichtbezahlen und die absichtliche Eingabe falscher persönlicher Daten beim Onlinekauf. "Dabei handelt es sich um kein Kavaliersdelikt", stellt BDIU-Präsident Spitz klar. Immer mehr Verbraucher werden aber auch Opfer von Betrügern, die ihre persönlichen Daten klauen. Die Masche: Sie melden sich beispielsweise mit der Identität einer anderen Person in einem Shop an und lassen Waren an ihre eigene Adresse oder ein Postfach liefern. Fast ein Drittel aller BDIU-Mitgliedsunternehmen haben in diesem Jahr bereits Inkassoverfahren bearbeitet, die auf einen solchen Identitätsdiebstahl zurückzuführen waren.

Der BDIU empfiehlt den Geschädigten schnelles Handeln. "Im Zweifel muss das sofort zur Anzeige gebracht werden", so Präsident Spitz. Auch sollte unmittelbar mit dem Gläubiger beziehungsweise dem Inkassounternehmen Kontakt aufgenommen werden. Auch Inkassounternehmen könnten Datenklau-Forderungen nicht immer sofort erkennen. "Unsere Verbandsmitglieder realisieren nur ausgemahnte, unbestrittene Forderungen", erläutert Spitz. Dennoch sollte jeder mit seinen persönlichen Daten im Internet sorgsam umgehen.