Studie warnt vor Krise bei Sparkassen und Volksbanken
Stand: 03.01.2014
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Stuttgart - Die anhaltenden Niedrigzinsen und der scharfe Wettbewerb bedrohen einer Studie zufolge das Geschäftsmodell von Sparkassen und Volksbanken. "Ohne ein strategisches Gegensteuern droht eine Regionalbankenkrise in Deutschland", sagte der Chef der Stuttgarter Beratungsgesellschaft 4P Consulting, Bernd Nolte, am Freitag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.
In einer Untersuchung von 300 Sparkassen und Volksbanken kommt der Wirtschaftsprofessor zu dem Ergebnis, dass 2018 wegen steigender Kosten und sinkender Erträge fast zwei Drittel der Regionalbanken kaum noch konkurrenzfähig sein dürften.
Derzeit sieht Nolte 35 Prozent der Institute in einem "wettbewerbsgefährdeten Bereich". Dazu zählt der Experte solche Geldhäuser, die mehr als 74 Cent ausgeben, um einen Euro zu verdienen. Das bedrohe die Vergabe von Krediten. Vor allem das Privatkundengeschäft sei oft wegen zu vieler kleiner Filialen defizitär. Über die Studie, die von einigen Sparkassen und Volksbanken initiiert wurde, hatte zuvor bereits das "Handelsblatt" berichtet.
Sparkassen und Volksbanken warnten vor Alarmismus. "Die Krise der deutschen Regionalbanken auszurufen, ist sicherlich maßlos übertrieben", sagte ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. "Auch für 2013 gilt, dass die Sparkassen ein sehr ordentliches Ergebnis erwirtschaftet haben." Die Sparkassen seien in aller Regel gut kapitalisiert und in der Lage mehrere Jahre durch eine solche Niedrigzinsphase hindurchzusteuern.
Ähnlich äußerte sich ein Vertreter des Bundesverbandes der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken: "Die genossenschaftliche Finanzgruppe gehört mit einem konsolidierten Ergebnis vor Steuern von 9,3 Milliarden Euro in 2012 zu den ertragsstärksten Bankengruppen in Deutschland, auch die Ergebnissituation für die kommenden Jahre wird aus heutiger Sicht stabil bleiben."
Der Nolte-Studie zufolge haben die Regionalbanken seit der Finanzkrise 2008 einige schmerzhafte Verluste von Marktanteilen etwa in der Baufinanzierung (-2,5 Prozent) und bei Konsumentenkrediten (-3,6) und vor allem bei Termineinlagen (-9 Prozent), wo gerade Direkt- und Auslandsbanken erfolgreich sind. Dazu kommt angesichts der niedrigen Zinsen weiterer Druck auf die Ergebnisse. Sparkassen und Volksbanken verdienen vor allem an der Differenz zwischen Spareinlagen und Krediten, diese Spanne sinkt wegen der niedrigen Zinsen zunehmend.
Nolte rief die Branche zu einem schnellen Umbau auf. "Die Fortführung des Status quo bedeutet Kostensteigerungen", sagte der Professor. "Die kostenintensive Filialstruktur in der Fläche und die alten Zeitmodelle beim Mitarbeitereinsatz müssen kundenorientiert überdacht werden."
Steigenden Handlungsbedarf erkennen auch die Branchenvertreter. "Je länger die Niedrigzinsphase andauert und je stärker die Institute mit der derzeit überbordenden Regulierung zu kämpfen haben, desto größer wird auch der Druck gegenzusteuern", sagte der Sparkassenverbandssprecher. Die Veränderung der Geschäftsmodelle gehöre aber ohnehin zum täglichen Brot. Außerdem könnten die Genossenschaftsbanken aus einer Position der Stärke auf die niedrigen Zinsen reagieren.