Studie: Nachhaltige Fonds vor Abschluss genau prüfen
Stand: 11.04.2012
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP
Berlin/Frankfurt - Eine Studie im Auftrag der Grünen hat gezeigt, dass sogenannte nachhaltige Fonds das Geld der Anleger nicht immer unbedingt in als ökologisch oder ehtisch akzeptierte Kapitalanlagen investieren. Anleger sollten daher vor einem eventuellen Abschluss das Finanzprodukt auf Herz und Nieren prüfen.
Sogenannte nachhaltige Fonds investieren Geld von Anlegern einer Studie zufolge häufig auch in nicht allgemein als ökologisch, sozial oder ethisch akzeptierte Kapitalanlagen. Jeder von zehn analysierten Aktienfonds habe etwa in den Bereich Atomkraft investiert, heißt es in einer am Dienstag in Berlin von den Grünen veröffentlichten Untersuchung. Auch steckten Fonds Anlegergeld häufig in Öl- und Gasindustrie sowie die Rüstungsbranche.
Die Studie richtete ihr Augenmerk den Angaben zufolge auf in Deutschland zugelassene Aktienfonds aus den Rubriken Nachhaltigkeit, Ethik und Ökologie, die in Unternehmen weltweit investieren. Dabei sollte demnach exemplarisch untersucht werden, ob die Fonds Geld in Firmen aus den Bereichen Atomkraft, Öl und Gas sowie Rüstung stecken.
Als Informationsquellen dienten Geschäftsberichte und Internetseiten der Unternehmen, wie es in der Studie heißt. Aus insgesamt 97 in Frage kommenden Fonds wurden dann zehn ausgewählt. Die Studie fertigte der Wirtschafts- und Finanzjournalist Jochen Bettzieche im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion an.
Unternehmen beschäftigten sich "auf die eine oder andere Art und Weise mit der Kernenergie"
Jeder der zehn untersuchten Fonds habe in Unternehmen investiert, die sich "auf die eine oder andere Art und Weise mit der Kernenergie" beschäftigten, hieß es in der Studie. In insgesamt 731 Firmen hätten die zehn Fonds Geld gesteckt. Mehr als jedes zehnte dieser Unternehmen sei im Atombereich aktiv gewesen wie etwa in der Uranförderung, im Kraftwerksbau oder -betrieb sowie der Atommüllentsorgung. Ein Fonds habe sogar aktiv mit dem Verzicht auf Investitionen in Kernkraft geworben, jedoch Geld in einen Konzern gesteckt, der an einem Atomstrom-Produzenten beteiligt sei.
Auch in die Öl- und Gasindustrie habe jeder der zehn Fonds investiert, hieß es in der Studie. Bei diesen Investitionen sei die komplette Bandbreite der
Öl- und Gasproduktion und -vermarktung abgedeckt worden: Tiefsee-Bohrungen, die Förderung von Ölsanden sowie der Bau von Kraftwerken bis hin zur Versorgung von Endkunden. Von den 731 Firmen, in die von den Fonds Geld geflossen sei, sei mehr als ein Viertel der Öl- und Gasindustrie zuzurechnen gewesen.
Neun von zehn untersuchten nachhaltigen Fonds hätten Anlegergeld auch in Rüstungsfirmen investiert, heißt es in der Untersuchung. Dazu gehörten demnach Hersteller von Waffen, Munition, Panzern, Kampfflugzeugen und -hubschraubern sowie Kriegsschiffen.
Gesetzlicher Mindeststandard nötig
Für an Nachhaltigkeit orientierte Anleger sei es ein Problem, dass heute "kein einheitlicher Mindeststandard" gelte, was bei Geldanlagen unter nachhaltig zu verstehen ist, heißt es in der Studie. Zudem sei das Angebot entsprechend beworbener Fonds groß und "äußerst unübersichtlich". Da es keinen Standard für Nachhaltigkeit bei Geldanlagen gebe, bleibe Anlegern "nichts anderes übrig, als jeden Fonds selbst genau anzuschauen".
Grünen-Finanzexperte Gerhard Schick sprach sich angesichts der Studien-Ergebnisse für Mindestkriterien aus, die als nachhaltig beworbene Fonds erfüllen müssen. "Nötig sind klare gesetzliche Mindeststandards", erklärte Schick. Der Begriff der Nachhaltigkeit sei bislang nicht geschützt und daher beliebig verwendbar. Dies sorge dafür, dass die Angebotspalette für Verbraucher undurchsichtig sei und führe zu Verunsicherung.
Jedoch sei das wachsende Interesse von Menschen an nachhaltigen Geldanlagen positiv, erklärte Schick. Daher müsse das Vertrauen in solche Investitionen gestärkt werden.
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