Studie: Deutsche wissen wenig über Investmentfonds
Stand: 25.01.2012
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Frankfurt - Eine Umfrage, die das Markt- und Meinungsforschungsinstitut TNS Infratest im Auftrag der Vermögensverwaltungsgesellschaft Axa Investment Managers (Axa IM) erstellt hat, hat gezeigt, dass sich die Deutschen in Bezug auf Investment-Fonds schlecht informiert fühlen. Die Mehrheit der Befragten befürwortet eine Finanzbildung im Rahmen des Schulunterrichts.
68 Prozent der Befragten sprachen sich für ein Fach Finanzwissen als Teil des Lehrplans aus.
"Wir vermuten, dass der gestiegene Informationsbedarf auf die erneuten Kurseinbrüche und die Unsicherheiten an den Kapitalmärkten zurückzuführen ist", sagte Karin Kleinemas, die für Nordeuropa zuständige Marketing-Chefin bei Axa Investment Managers. Viele Deutsche seien beim Thema Finanzen nach wie vor verunsichert und wollten mehr Aufklärung.
Geringverdiener sind schlecht informiert
Nachholbedarf besteht den Studienergebnissen zufolge in jedem Fall: Obwohl sich das Finanzwissen im Vergleich zum Vorjahr insgesamt leicht verbessert hat, werden immer noch 60 Prozent aller Befragten im selbst entwickelten Axa-IM-Wissensindex als Unwissende oder Anfänger eingestuft. Als besonders schlecht informiert zeigten sich dabei Personen mit einem geringen Einkommen und die Altersgruppe ab 60 Jahren. Sehr gut informiert sind dagegen Fondsbesitzer, zu denen 17 Prozent der Deutschen zählen, und Personen mit einem Einkommen ab 3.000 Euro. Bei fast allen Gruppen zeigt sich eine leichte Wissensverbesserung im Vergleich zum Vorjahr.
Der Studie zufolge halten 49 Prozent der Befragten Fonds für eine gute Investition in die Altersvorsorge - das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um drei Prozentpunkte. Den meisten Befragten, die kein Geld in Fonds investieren, begründeten dies damit, dass sie dafür kein Geld übrig hätten. Besonders Ältere sowie Geringverdiener sind der Meinung, dass Fonds in erster Linie eine Option für Besserverdiener sind, und jeder vierte möchte lieber eigenständig sparen. Kleinemas versuchte, dem entgegenzuwirken: "Eigenständiges Sparen scheint den Deutschen flexibler als eine Investition für die langfristige Altersvorsorge. Das Geld ist zwar gedanklich für die Zukunft angelegt, kann bei Bedarf aber jederzeit verwendet werden." Doch auch Fondsanteile könnten täglich veräußert werden und Sparpläne seien bereits mit 50 Euro realisierbar, erinnerte die Expertin.
Ländervergleich zeigt: die Deutschen sehen sich realistisch
Die Studie wurde außer in Deutschland auch in Österreich und der Schweiz durchgeführt. Der Ländervergleich zeigt, dass die Deutschen abermals das größte Wissen über Fonds vorweisen können, während die Schweizer und vor allem die Österreicher in der Selbstwahrnehmung ihre Kenntnisse überschätzen. 53 Prozent der Österreicher bezeichnen sich selbst als gut bis sehr gut informiert - tatsächlich sind es nur 40 Prozent. Bei den Schweizern gehen 47 Prozent davon aus sich gut auszukennen, was aber nur bei 40 Prozent zutrifft. Die Deutschen sind hier realistischer. 43 Prozent der Bundesbürger sprechen sich sehr gutes Wissen zu, 41 Prozent ist der tatsächliche Wert.
Nachholbedarf besteht auch bei den Fondsanbietern
Uwe Diehl, der sich als Mitglied der Geschäftsleitung um den Vertrieb in Deutschland kümmert, sieht indes auch bei den Fondsanbietern Nachholbedarf. Es müsse hinterfragt werden, ob die Produkte für den Kunden wirklich transparent und verständlich seien, und gegebenenfalls müssten neue Produkte entwickelt werden. Wichtig sei auch, dass besonders die Berater die Produkte verstünden. Beim Thema Nachhaltigkeit belegte die Studie, dass knapp ein Drittel der Befragten, denen dies wichtig ist, keine geeigneten Anlageprodukte kennt. Hier sahen die Axa-IM-Experten die Unschärfe des Begriffs als Ursache. Eine Möglichkeit, die Leistung der Berater generell zu verbessern, sah Diehl darin, deren Entlohnung von der Wertentwicklung des vermittelten Produkts abhängig zu machen.