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Stresstest: Europas Banken recht stabil aufgestellt

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa-AFX

Frankfurt - Sind Europas Banken gerüstet für einen Einbruch der Wirtschaft? Reichen ihre Kapitalpuffer aus, wenn die Immobilienpreise einbrechen? Mit solchen Szenarien wurden Europas Banken auf Herz und Nieren geprüft.

Wie liefen die Tests ab?

Anders als beim vergangenen Stresstest gab es keine Vor-Ort-Prüfung. Die Institute mussten die Szenarien durch ihre internen Systeme laufen lassen und dann entsprechende Tabellen der Aufseher ausfüllen. Veröffentlicht wurde dann, wie die Banken unter den verschiedenen Szenarien abschnitten mithilfe der so genannten harten Kernkapitalquote. Sie gilt als entscheidende Kennziffer. Sie setzt das Eigenkapital von Banken ins Verhältnis zu den Risikoposten und gibt Aufschluss über den jeweiligen Kapitalpuffer gegen Krisen.

Wie viele Institute durchleuchteten die Aufseher?

Die europäische Bankenaufsicht EBA hat 51 Institute unter die Lupe genommen, darunter 9 deutsche. Parallel dazu untersuchte die Europäische Zentralbank (EZB) in einer abgespeckten Variante 56 weitere Kreditinstitute aus der Eurozone. Veröffentlicht wurde nur der EBA-Teil.

Was wollten die Aufseher wissen?

Geprüft wurde, ob die Geldhäuser genügend Kapitalpuffer haben, um einen Absturz der Wirtschaft und einbrechende Immobilienpreise zu verkraften. Die Szenarien, die auf Basis der Geschäftszahlen zum Jahresende 2015 durchgespielt wurden, sahen massive wirtschaftliche Schocks in Europa vor: Für dieses und nächstes Jahr eine um 1,2 Prozent bzw. 1,3 Prozent schrumpfende Wirtschaft, für 2018 lediglich 0,7 Prozent Wachstum. Neu war, dass Rechtsrisiken einbezogen werden - etwa Strafen, die Banken zahlen müssen. Allerdings wurden diese nicht eigens veröffentlicht, sondern gemeinsam mit anderen als "operationelle Risiken" veröffentlicht.

Wie ist das Ergebnis ausgefallen?

Insgesamt recht ordentlich. Dank massiver Kapitalaufstockungen sei der Banken-Sektor in Europa als Ganzes recht stabil, erklärte die EBA. Die neun deutschen Institute im Test erwiesen sich als ausreichend ausgestattet, wenn auch in einigen Fällen nur knapp. Besonders stark unter Druck gerieten die Commerzbank und die Deutsche Bank, sie hielten sich aber noch über den zuvor von Analysten als kritisch bezeichneten Marken. Die schwächste Kapitalquote wies im Test wie erwartet die italienische Bank Monte dei Paschi auf. Sie legte aber kurz vor Bekanntgabe der Stresstest-Ergebnisse einen Rettungsplan vor. Spannend könnte noch werden, ob die größte italienische Bank Unicredit nach einem bescheidenen Abschneiden im Stresstest zu weiteren Kapitalmaßnahmen greift.

Was sind die Konsequenzen für die Banken?

Anders als beim Stresstest 2014 gab es von vornherein keine Durchfaller. Die Aufseher verzichteten auf Vorgaben von Kapitalquoten, die Banken erfüllen mussten. Stattdessen sollen die Ergebnisse in die regelmäßige Bewertung von Geschäftsmodellen und Risiken der Institute einfließen. Dabei legen die Behörden gegen Jahresende individuelle Kapitalzuschläge fest und bestimmen zudem darüber, wie viel Geld die Banken für Dividenden oder Zinsen auf eigenkapitalähnliche Anleihen zahlen dürfen. Ist der Kapitalpuffer zu gering, können die Aufseher etwa Dividendenausschüttungen an die Aktionäre untersagen.

Schafft der Test neues Vertrauen in die Stabilität der Banken?

Das bleibt abzuwarten. In der Vergangenheit überholte die Realität des Öfteren die Testszenarien. Als Diagnose-Instrument sei der letzte Stresstest aber durchaus erfolgreich gewesen, sagt der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Michael Kemmer. Danach sei bloß die Therapie unterlassen worden. Beim Stresstest 2014 fielen neun italienische Banken durch. Aber dann geschah lange nichts, um deren Misere zu beheben. Auch heute sagen Kritiker wieder, der Stresstest habe nur begrenzt Aussagekraft über die Stabilität der europäischen Banken. Und etwa die Folgen des Brexit-Votums der Briten erfasste der aktuelle Test noch nicht.

Welche Kritik gibt es diesmal?

Es stieß Vielen übel auf, dass nur das derzeit unrealistische Szenario steigender Zinsen untersucht wurde, nicht aber die Folgen weiter sinkender Zinsen. Doch gerade darunter leiden Banken, etwa weil sie eigene Einlagen kaum noch rentierlich anlegen können und ihre Zinsmarge bei vergebenen Krediten schwindet. Mancher wie der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel vermutet als Grund Interessenkonflikte in der EZB. Denn wären Negativzinsen im Test durchgespielt worden, hätte dies zu einer schallenden Ohrfeige für die Geldpolitik der Notenbank werden können. "Es war immer schon falsch, die Doppelaufgabe Geldpolitik und Aufsicht auf die EZB zu konzentrieren."

Warum waren beim aktuellen Test zwei Aufsichtsbehörden beteiligt?

Die EZB ist seit November 2014 für die Bankenaufsicht in der Eurozone zuständig und kontrolliert die 129 größten Institute direkt. Davon nehmen an den aktuellen Tests aber nur 93 Institute teil. Die übrigen waren erst kürzlich durchleuchtet worden wie die griechischen Geldhäuser oder sind Tochterfirmen. Die EBA ist die oberste Bankenaufsichtsbehörde der Europäischen Union und damit auch für Banken in Nicht-Euro-Ländern wie Großbritannien verantwortlich.´