Steuerzahlerbund deckt 127 Fälle von Verschwendung auf
Stand: 28.10.2010
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Berlin - Fehlkonstruktionen, teure Praktika und Rentenmitteilungen: Die Verschwendung öffentlicher Mittel geht nach Ansicht des Bundes der Steuerzahler ohne Unterlass weiter. Fehlplanungen und Gedankenlosigkeit zählten neben Bürokratie zu den Gründen, dass wieder Millionen Euro unnötig ausgegeben worden seien, so der Präsident Karl Heinz Däke am Donnerstag in Berlin. Der Verband forderte, dass die Verantwortlichen der Verschwendung zur Rechenschaft gezogen werden.
Der Steuerzahlerbund präsentierte zum 38. Mal sein Schwarzbuch zur öffentlichen Verschwendung, in dem 127 Fälle des gedankenlosen Umgangs mit Steuergeldern aufgelistet sind. Die "Es ist ja nicht mein Geld"-Mentalität werde immer stärker, und die Gefahr, noch mehr Steuergelder zu verschwenden, sei groß, fasste Däke zusammen.
So mussten auf der neu gebauten ICE-Strecke Köln-Frankfurt am Main rund 20 Kilometer Lärm- und Windschutzwände wegen falscher Berechnungen wieder abgebaut werden. Nach jahrelangen Provisorien konnten die Bauarbeiten Mitte 2010 abgeschlossen werden. Die Kosten der Fehlkonstruktionen summieren sich in diesem Fall laut Steuerzahlerbund für die Steuerzahler auf 45,1 Millionen Euro.
Millionen Euro für "Rentenmitteilungen ohne Informationsgehalt"
Dass Bürokratie zu einer massiven Fehlleitung von Steuereinnahmen führe, mache der Versand der sogenannten Rentenanpassungsmitteilungen deutlich, sagte Däke. Die Mitteilung, dass es in diesem Jahr keine Erhöhung der gesetzlichen Rente geben werde, habe die Deutsche Rentenversicherung neun Millionen Euro gekostet. Der Steuerzahlerbund beklagte, dass die Rentner aber aus den Medien schon frühzeitig Bescheid gewusst hätten. Zwar seien die Rentenversicherer zu dem Versand gesetzlich verpflichtet. Jedoch hätte der Bundestag eine Aussetzung beschließen können, zumal die Deutsche Rentenversicherung zuvor selbst darum gebeten habe.
Mit Steuergeld würden zudem leichtfertig "sinnlose, aber kostspielige Projekte" finanziert, so etwa die Internet-Praktikumsbörse "technikum.de" des Bundesbildungsministeriums, kritisierte der Verband. Trotz Werbung, gebührenfreier Telefonhotline und Messe-Präsenz wurden laut Steuerzahlerbund innerhalb eines Jahres lediglich 18 Praktika vermittelt - bei Kosten von rund vier Millionen Euro. Das Ministerium hat mittlerweile die Einstellung der Börse auf der Internetseite bekanntgegeben.
Die steuerpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Barbara Höll, erklärte, der Steuerzahlerbund setze mit seinem Schwarzbuch die falschen Prioritäten. "Der Bund der Steuerzahler kritisiert wieder viele kleine Projekte, nicht aber die wirklich sinnlosen großen Ausgaben" - wie milliardenschwere Bundeswehrprojekte. Auch würden die vielen Milliardengeschenke in Form von Steuererleichterungen für die Unternehmen nicht als Verschwendung dargestellt, bemängelte Höll.