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Starker Euro alarmiert die Währungshüter bei der EZB

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Frankfurt - Das Polit-Chaos in den USA, eine starke Euro-Wirtschaft und ein absehbares Ende der Krisen-Geldpolitik: Es gibt vieles, was den Euro zurzeit in immer neue Höhen treibt. Für Verbraucher hat das zunächst Vorteile. Doch es drohen auch Risiken für die Wirtschaft.

Inzwischen sind die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) wachsam geworden. Die Euro-Stärke dürfte auch Gesprächsthema bei einem legendären Notenbankertreffen sein, das bis Samstag im US-amerikanischen Jackson Hole stattfindet.

13 Prozent Wertzuwachs in diesem Jahr

Seit Jahresbeginn hat die Gemeinschaftswährung im Verhältnis zum US-Dollar mehr als 13 Prozent an Wert gewonnen. Erstmals seit Januar 2015 kletterte der Euro kürzlich über 1,19 Dollar. Auch gegenüber anderen wichtigen Währungen geht es seit Monaten kräftig bergauf. Die Euro-Wirtschaft brummt. Im Frühjahr legte das Wachstum noch einen Gang zu, der Außenhandel hat im ersten Halbjahr an Fahrt aufgenommen, die Stimmung der Unternehmen und Verbraucher ist gut. "Der Konjunkturmotor läuft rund", sagt Christian Lips, Experte bei der Landesbank Nord/LB.

Zudem haben seit der Wahl Emmanuel Macrons zum französischen Präsidenten Sorgen um die politische Zukunft Europas nachgelassen. Gleichzeitig sorgt das Polit-Chaos rund um US-Präsident Donald Trump für Druck auf den Dollar. Auch das lässt den Euro im Gegenzug steigen.

Gut für Verbraucher, schlecht für den Export

Zwar hat der starke Euro für Verbraucher in Deutschland und anderen Euro-Ländern durchaus Vorteile. Beispielsweise wird Rohöl in Euro gerechnet günstiger, weil das schwarze Gold meist in Dollar gehandelt wird. Tanken und Heizen wird somit tendenziell billiger. Das gleiche gilt für Urlaub in einem Nicht-Euro-Land - insbesondere in den USA.

Das Problem aber ist: Exportprodukte aus den Euroländern werden in anderen Währungen gerechnet teurer, wodurch die Wettbewerbsfähigkeit von Euro-Unternehmen sinkt. Deshalb ist inzwischen auch die EZB alarmiert. Bei ihrer jüngsten Zinssitzung diskutierten die Währungshüter über die Gefahr eines zu stark steigenden Euro, der durch die wirtschaftliche Entwicklung nicht mehr gerechtfertigt wäre. Dies würde es den Notenbankern schwerer machen, ihr Inflationsziel von knapp zwei Prozent zu erreichen, weil die Importpreise sinken würden.

Normalisiserung der Geldpolitik könnte den Kurs weiter treiben

Dabei ist es auch die EZB selbst, die den Euro nach oben treibt. Nachdem sie über Jahre ihre Geldpolitik immer weiter gelockert, den Leitzins bis auf Null gesenkt und Wertpapiere im Billionen-Volumen aufgekauft hatte, wird inzwischen erstmals seit der Finanzkrise eine Abkehr vom Krisenmodus diskutiert. Der erste Schritt dürfte das Ende der Wertpapierkäufe sein. Offiziell läuft das Programm noch mindestens bis Ende des Jahres. Bundesbankpräsident Jens Weidmann hält eine Verlängerung nicht für angebracht. Man sei sich allerdings einig, dass die Käufe "nicht von heute auf morgen beendet werden", sagte Weidmann der "Börsen-Zeitung".

Die Schwierigkeit für die Währungshüter ist, den Exit aus der Krisen-Geldpolitik ohne Verwerfungen an den Finanzmärkten hinzubekommen. Wie empfindlich die Anleger schon auf die leisesten Signale reagieren, zeigte sich zuletzt im portugiesischen Sintra, als Draghi sich sehr zuversichtlich zur Euro-Wirtschaft geäußert und die jüngste Schwäche bei der Inflation als vorübergehend bezeichnet hatte. Eigentlich recht vorsichtige Worte. Dennoch legte der Euro rasant zu.

Noch trotzt die Wirtschaft der starken Währung

Es sei fraglich, ob die Finanzmärkte und letztlich auch die Weltwirtschaft einer Normalisierung der Geldpolitik ohne größere Verwerfungen standhalten würden, sagt Eugen Keller, Experte beim Bankhaus Metzler. "Eine gesunde Portion Skepsis bleibt, denn unter der Oberfläche sind die Nachwehen der jüngsten Finanzkrise noch immer spürbar." Es könnte beim Euro also auch in Zukunft deutliche Kursbewegungen geben.

Noch zeigt sich die Wirtschaft vom starken Euro unbeeindruckt. Im August haben die Industrieunternehmen im Euroraum dem Forschungsinstitut Markit zufolge sogar den stärksten Zuwachs an Exportaufträgen seit sechseinhalb Jahren verzeichnet. "Die Industrie zeigt Widerstandskraft gegen die Euro-Stärke", sagt Tullia Bucco, Expertin bei der Bank UniCredit. Die Frage ist nur, wie lange noch, sofern der Höhenflug der Gemeinschaftswährung anhalten sollte.