Spanische Bankenkrise verschärft sich - Bankia auf Ramschniveau
Stand: 25.05.2012
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Madrid - Spaniens Bankenkrise wird immer dramatischer. Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat die teilverstaatlichte Großbank Bankia nun auf Ramschniveau herabgestuft. Die beiden großen börsennotierten Banken, Santander und BBVA, kamen noch einmal glimpflich davon.
Dassselbe Schicksal wie die Großbank Bankia erlitten die Schuldtitel von Banco Popular Espanol. Insgesamt senkte die Agentur über fünf spanische Geldhäuser den Daumen, nachdem sich die Agentur die Institute bereits Ende April als Folge der Abstufung Spaniens vorgeknöpft hatte.
Die beiden großen börsennotierten Banken, Santander und BBVA , blieben diesmal allerdings verschont und behielten ihr Rating von Ende April bei, als die Einstufung um zwei Stufen reduziert worden war. Die Bonitätsnoten für die beiden Großbanken BBVA und Santander liegen demnach weiterhin bei "BBB+"
beziehungsweise "A-". Der Ausblick ist bei beiden Geldhäusern negativ.
Bankia-Sanierung immer teurer: Institut braucht nun 19 Milliarden Euro
Die spanischen Banken leiden unter dem Zusammenbruch des heimischen Immobilienmarkts und gelten derzeit als einer der größten Problemfälle innerhalb der europäischen Schuldenkrise. Der Sektor ist geprägt von den beiden Großbanken sowie zahlreichen kleineren Instituten, die größtenteils regional tätig sind. Zudem hat das Land einen großen Sparkassensektor. Von den vielen Sparkassen mussten in der Schuldenkrise bereits einige Institute vom Staat gerettet werden. Der gesamte Bereich soll größtenteils neu sortiert werden.
Derweil wird die Sanierung der angeschlagenen Großbank Bankia für den spanischen Staat immer teurer: Wie das teilverstaatlichte Geldinstitut am Abend mitteilte, bittet es die Madrider Regierung um eine weitere Finanzhilfe von 19,0 Milliarden Euro. Das Unternehmen hatte vor zwei Jahren bereits 4,5 Milliarden Euro aus dem staatlichen Bankenrettungsfonds FROB erhalten. Bliebe es bei den genannten 19 Milliarden Euro, würde die Bankia-Rettung den spanischen Staat mehr als 23 Milliarden Euro kosten.
Rettung wäre größte staatliche Hilfsoperation in der spanischen Geschichte
Wenn Madrid dem Gesuch nachkommt, wäre die Rettung der viertgrößten inländischen Bank die größte staatliche Hilfsoperation für ein Unternehmen in der spanischen Geschichte. Der Sanierungsplan muss noch von der Zentralbank, der Regierung und der Europäischen Union bewilligt werden.
Dieser Betrag übertrifft bei weitem die schlimmsten Befürchtungen der konservativen Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy. Wirtschaftsminister Luis de Guindos war kürzlich davon ausgegangen, dass für die Sanierung des gesamten Bankensystems in Spanien weniger als 15 Milliarden Euro erforderlich seien.
Notierung der Aktien einstweilen ausgesetzt
Die Notierung der Aktien wurde einstweilen ausgesetzt. Die Madrider Börsenaufsicht CNMV folgte damit einem Gesuch des Geldinstituts, das sich zu 45 Prozent im Besitz des Staates befindet. De Guindos hatte noch am Mittwoch die benötigte Staatshilfe von Bankia auf neun Milliarden Euro beziffert. In den Bilanzen des Geldhauses taten sich nach übereinstimmenden Angaben der spanischen Medien jedoch weitere Finanzlücken auf, die zusätzliche Hilfen erforderlich machten.
Bankia gilt als der größte Problemfall in der spanischen Finanzkrise. Die Bank, die aus der Fusion von Caja Madrid mit mehreren Sparkassenketten hervorgegangen war, hat besonders viele "faule" Immobilienkredite in ihren Bilanzen. Die Regierung will einen Zusammenbruch von Bankia in jedem Fall verhindern. Eine Pleite hätte aufgrund der Größe des Geldinstituts verheerende Folgen für das spanische Finanzsystem.
Staatliches Geldhaus als Nummer eins möglich
De Guindos hatte zugesichert, Spanien werde Bankia alle Mittel zur Verfügung stellen, die für eine Sanierung erforderlich seien. Allerdings ließ der Minister offen, wie das verschuldete Spanien angesichts der zusätzlichen Milliardenkosten seine - mit der EU vereinbarten - Defizitziele erreichen will.
Die Madrider Regierung erwägt derweil, Bankia möglicherweise mit zwei anderen verstaatlichten Geldinstituten, Catalunya Banc und Novagalicia Banco, zusammenzulegen. Auf diese Weise entstünde ein riesiges Geldhaus, das vom Staat kontrolliert würde und nach der Zahl der Kunden die Nummer eins auf dem spanischen Markt wäre, noch vor Banco Santander, BBVA und CaixaBank.
Versteigerung der Institute derzeit schwierig
Der Wirtschaftsminister hatte eine solche Möglichkeit kürzlich selbst angedeutet. "Es mag als ein Widerspruch erscheinen, dass ich als ein Liberaler von einem staatlichen Geldinstitut spreche, das fast 20 Prozent des spanischen Bankgeschäfts ausmachen würde", sagte De Guindos im Parlament.
Der Hintergrund solcher Erwägungen sind die Schwierigkeiten, auf die die Regierung mit ihrem Vorhaben zu einer Versteigerung der verstaatlichten Banken gestoßen ist. Aufgrund der Turbulenzen auf den Finanzmärkten ließen sich die Geldhäuser nur mit großen Verlusten verkaufen. "Eine Privatisierung wird erst dann vollzogen, wenn der Zeitpunkt günstig ist", kündigte der Wirtschaftsminister an. Die Madrider Regierung scheint es daher nun vorzuziehen, mit den geplanten Versteigerungen abzuwarten, bis sich die Lage auf den Geldmärkten gebessert hat.
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