Spanien setzt Rotstift an: Regierung beschließt Sparpaket
Stand: 28.09.2012
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Madrid - Spanien hat eines der strengsten Sparpakete in der jüngsten Geschichte des Landes verabschiedet. Einschnitte in Höhe von 12 Milliarden Euro sollen das Land aus der Krise führen. Spanische Bankkunden sind verunsichert und holen ihr Erspartes von den Konten.
Rotstift an allen Enden
Bei den spanischen Ausgaben werde in allen Bereichen der Rotstift angesetzt - mit Ausnahme der Renten, der Stipendien und des Schuldendiensts, erklärte die Regierung. In diesem Jahr hatte der konservative Ministerpräsident Mariano Rajoy den Bürgern bereits Einsparungen und Steuererhöhungen in Höhe von 27,3 Milliarden Euro zugemutet. Die viertgrößte Wirtschaft der Eurozone sieht sich zu neuen Einsparungen gezwungen, weil sie ihr Budgetdefizit senken muss.
Die Gehälter der Beamten und der Angestellten im öffentlichen Dienst werden 2013 nach dem Budgetentwurf das dritte Jahr in Folge eingefroren. Die Renten werden um ein Prozent angehoben. Zur Finanzierung will die Regierung erstmals in der jüngeren Geschichte auf einen Reservefonds zurückgreifen. Der Staat will künftig auch am Geldsegen von Lotto-Gewinnern teilhaben. Danach müssen bei Gewinnen von über 2500 Euro künftig 20 Prozent ans Finanzamt abgeführt werden.
Insgesamt sieht der Budgetentwurf für das Jahr 2013 nach Informationen des staatlichen Rundfunks RNE und der Nachrichtenagentur Efe eine Entlastung von 40 Milliarden Euro vor, die mit Einsparungen und zusätzlichen Einnahmen erreicht werden soll.
Staatsausgaben werden trotzdem steigen
Trotz der radikalen Einsparungen werden die Ausgaben des Staates im Vergleich zu 2012 nicht sinken, sondern um 5,6 Prozent auf 170 Milliarden Euro steigen. Dies gehe fast ausschließlich darauf zurück, dass Spanien höhere Risikoaufschläge auf die Zinssätze für seine Staatsanleihen zahlen müsse, erläuterte Finanzminister Cristóbal Montoro. EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn lobte die Sparankündigungen der spanischen Regierung als "wichtigen Schritt".
Verschärft wird die Lage in Spanien von einer Krise der Banken. Madrid sah sich nicht in der Lage, marode Geldhäuser mit eigenen Mitteln zu sanieren, so dass Spanien die EU um Hilfe bitten musste. Brüssel sagte Kredithilfen von bis zu 100 Milliarden Euro zu. Die Veröffentlichung eines Bankenprüfberichts an diesem Freitag soll nähere Aufschlüsse darüber bringen, welche Summen nötig sind.
Spanier ziehen Geld von Konten ab
Spanische Bankkunden nehmen wegen der Schuldenkrise weiter Geld von ihren Konten. Laut einer Statistik der Europäischen Zentralbank (EZB) verringerten spanische Privatkunden und Unternehmen auch im August ihre Guthaben. Den Angaben zufolge schmolzen die Einlagen bei den Banken des Landes um etwa 17,2 Milliarden Euro auf rund 1,492 Billionen Euro. Im Vergleich zum Vormonat schwächten sich die Abflüsse von spanischen Bankkonten aber deutlich ab.