Spanien gründet Auffangbank: Fragen und Antworten
Stand: 03.09.2012
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Frankfurt/Main - Der angeschlagene Bankensektor macht Spanien schwer zu schaffen. Nun soll eine Auffangbank retten, was noch zu retten ist. Fragen und Antworten.
Was ist in Spanien passiert?
Während des Immobilienbooms vergaben spanische Banken allzu sorglos Kredite. Dann platzte die Blase vor vier Jahren. Kredite wurden nicht mehr bedient, auf einmal saßen die Banken auf einem Haufen von wertlos gewordenen Grundstücken und halbfertigen Gebäuden. In den Bilanzen entstanden riesige Löcher. Um die am schlimmsten betroffenen Banken zu entlasten, soll es nun die "Bad Bank" geben.
Was ist eine "Bad Bank"?
Eine "Bad Bank" (englisch für "schlechte Bank") ist gewissermaßen eine Müllhalde, in der angeschlagene Banken ihren Giftmüll entsorgen können - das sind vom Ausfall bedrohte Kredite oder andere risikobehaftete Vermögenswerte. Diese sollen die am schlimmsten betroffenen Banken an die "Bad Bank" auslagern können. Spaniens Wirtschaftsminister Luis de Guindos betont, man dürfe im Falle seines Landes eigentlich nicht von einer "Bad Bank" reden, weil die Kredite, die dorthin übergeführt werden sollen, "nicht so schlecht" seien. Die betroffenen Immobilien müssten binnen 15 Jahren verkauft werden.
Was bringt eine "Bad Bank"?
Grundvoraussetzung für das Funktionieren einer Bank ist Vertrauen. Ist dies wegen der Sorge vor in den Bilanzen schlummernden Risiken zerstört, bekommt sie selbst kein Geld mehr. In schlechten Zeiten - wenn die Bank bereits unter Druck steht - kann sie sich nicht mehr auf dem Markt von den Risiken trennen, ohne hohe Verluste in Kauf zu nehmen. Hier springt die "Bad Bank" ein. Sie nimmt der Bank ihre Altlasten ab - das bedrohte Institut steht wieder vertrauenswürdiger dar. Die Bank kann wieder auf dem Markt agieren und auch selbst wieder Geld etwa an Unternehmen verleihen.
Was macht eine "Bad Bank" mit den Altlasten?
Das Institut versucht die übernommenen Giftpapiere abzuwickeln. Und zwar möglichst so, dass die Kredite und Vermögenswerte nicht zu viel an Wert verlieren. Die Hoffnung ist also, die Anlagen irgendwann - wenn sich die gesamte Lage der Finanzbranche wieder stabilisiert - ohne große Verluste verkaufen zu können. Dafür bedarf es Geduld, die Anleger einer Privatbank in der Regel nicht haben - aber vielleicht der Staat als Herr über die Bad Bank.
Gibt es Vorbilder?
Als Ideal gilt oft Schweden. Dort hatte ein Verfall der Immobilienpreise Anfang der 1990er Jahre eine Bankenkrise ausgelöst. Der Staat griff ein und kaufte seinen Geldhäusern faule Kredite ab. Der Markt stabilisierte sich, so dass die Schweden die Verluste zum größten Teil auffangen konnten.
Als der Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) in der Finanzkrise vor der Pleite stand, folgte die Bundesregierung dem schwedischen Beispiel. Sie verstaatlichte einerseits den guten Teil des Instituts und gründete andererseits die Abwicklungsanstalt FMS Wertmanagement. Darin schob die Bank 2010 Schrottpapiere im Wert von rund 175 Milliarden Euro. Ob der Staat dabei am Ende gut wegkommt, ist noch offen. Im vergangenen Jahr machte die FMS wegen hoher Griechenland-Abschreibungen knapp zehn Milliarden Euro Verlust.
Gibt es auch Gegenbeispiele?
Die USA entschieden sich auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2007/08 gegen eine "Bad Bank". Dies lag vor allem daran, dass der Wert der Giftpapiere kaum fair festzulegen war. Deshalb entschied sich die US-Regierung dafür, die Banken lieber direkt mit Geld zu fluten und so zu stabilisieren. Die Abwicklung der Giftpapiere überließ sie den Instituten. Da sich die Märkte inzwischen wieder stabilisiert haben, wurden einige Banken ihre faulen Vermögenswerte zu ordentlichen Preisen los.