"Soli"-Streit: Neuer Lösungsvorschlag aus Niedersachsen
Stand: 07.04.2015
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Berlin - Der Streit um die Zukunft des Solidaritätszuschlags und die Verteilung der Bund-Länder-Finanzen ist ein politisches Dauerthema. Ein neuer Lösungsansatz kommt jetzt aus Niedersachsen.
Danach soll der Bund ab 2020 die Hälfte der Einnahmen, also rund zehn Milliarden Euro, an die Länder weiterreichen - gestaffelt nach der Einwohnerzahl. Finanzminister Peter-Jürgen Schneider (SPD) sagte der Deutschen Presse-Agentur in Hannover: "Für die Westbundesländer wäre eine Bandbreite von 100 bis 120 Euro pro Einwohner eine brauchbare Größe, für den Osten zwischen 140 und 160 Euro." Den höheren Betrag für den Osten begründete er mit dem besonderen Bedarf dort.
Der "Soli" wird seit 1995 erhoben und bringt derzeit rund 13 Milliarden Euro im Jahr. Das Geld steht bisher allein dem Bund zu. Bis 2020 wächst das Aufkommen laut Schneider auf fast 20 Milliarden Euro. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte nach Absprache mit CSU-Chef Horst Seehofer kürzlich überraschend angekündigt, der Zuschlag solle ab 2020 abgeschmolzen werden. Damit kippten beide den Ansatz der Finanzminister, das "Soli"-Aufkommen in die Einkommensteuer zu integrieren, um Länder und Kommunen an den Einnahmen zu beteiligen.
Die Meinungen gehen auseinander
Der Berliner Finanzsenator Mathias Kollatz-Ahnen sagte der dpa, der Vorstoß Schneiders gehe in die richtige Richtung. Die schleswig-holsteinische Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) begrüßte den Vorstoß ebenfalls. "Ein Vorschlag, der etwa 300 Millionen Euro jährliche Mehreinnahmen für unser Bundesland bringt, ist natürlich ein supergutes Modell", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Brandenburg reagierte hingegen skeptisch und zweifelte, ob eine Staffelung nach Einwohnerzahl strukturschwachen Regionen ausreichend hilft. Finanzminister Christian Görke (Linke) sagte: "Ich hoffe, dass sich die Kanzlerin daran erinnert, dass sie noch im vergangenen Jahr in Potsdam erklärt hat, das Aufkommen aus dem Soli müsse erhalten bleiben."
Der niedersächsische Finanzminister Schneider sagte, die Länder erwarteten jetzt, dass der Bund eine Alternative in der Größenordnung von zehn Milliarden Euro vorschlägt. Es sei angemessen, dass der Bund den Ländern die Hälfte abgibt. Die Verhandlungen über die Neuordnung der Finanzbeziehungen sollen bis zur Sommerpause abgeschlossen sein. Die Zukunft des Solidaritätszuschlags ist der strittigste Punkt. Baden-Württembergs Finanzminister Nils Schmid (SPD) drängt zur Eile. "Je länger die Verhandlungen und Gespräche dauern, desto schwieriger werden sie." Denn schon im nächsten Jahr stünden Landtagswahlen an - im Herbst 2017 sei dann Bundestagswahl, sagte der SPD-Politiker.
Verhandlungen sollen bis zur Sommerpause abgeschlossen sein
Hessens Finanzminister Thomas Schäfer (CDU) sagte, nötig sei jetzt "Konsens statt Schützengräben". Auch er rechnete vor, dass sich die zumindest vorübergehend gesonderte Förderung im Osten, die Hilfen für überschuldete Länder und die Entlastung der Geberländer auf rund zehn Milliarden Euro summierten. "Wie der Bund dieses Geld zur Verfügung stellt, liegt in seiner Verantwortung. Das Ergebnis muss stimmen." Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) verlangte, der Abschluss müsse im Sommer stehen. "Denn ich fürchte, dass wir sonst noch jahrelange Diskussionen über die Bund-Länder-Finanzen erleben werden."