Skimming-Attacken auf Geldautomaten kräftig gestiegen
Stand: 10.05.2011
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Berlin - Die Zahl der Angriffe auf Geldautomaten ist im vergangenen Jahr stark gestiegen. Das "Skimming", das Ausspähen der Geheimnummern und der Kartendaten, stieg um 55 Prozent (von 2.058 im Jahr zuvor auf 3.183 Fälle). Das teilte der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Jörg Ziercke, am Dienstag in Berlin mit. Den Schaden durch den Einsatz gefälschter Karten schätzte das BKA für 2010 auf 60 Millionen Euro, nach 40 Millionen Euro im Vorjahr, die Zahl der betroffenen deutschen Kunden auf 190.000 bis 200.000. Sie seien wegen ihrer guten Bonität begehrte Opfer.
Die Täter kämen vor allem aus Südosteuropa und seien hochorganisiert, sagte Ziercke. Sie arbeiteten arbeitsteilig, griffen die Daten ab, produzierten damit falsche Karten und höben dann meist im Ausland das Geld ab. Kürzlich sei in Hessen eine Fälscherwerkstatt ausgehoben worden.
Erstmals würden nun auch an Tankautomaten und bei Bahnautomaten Daten abgegriffen, sagte Ziercke weiter. Mit Daten aus einer einzigen Tanksäule in Nordrhein-Westfalen sei zum Beispiel 600.000 Euro Beute gemacht worden.
Allerdings ging der Gesamtschaden in den ersten vier Monaten 2011 um rund 40 Prozent zurück, wie Hans-Werner Niklasch, Geschäftsführer der Euro-Kartensysteme, sagte. Hintergrund sei die komplette Umstellung von Magnetstreifen auf Chips zum 1. Januar in Deutschland und Europa. Das erschwere das Abgreifen der Daten. Dem Kartennutzer empfahl er, beim Eingeben der PIN mit der anderen Hand die Tastatur abzudecken. Das verringere das Risiko. Die Banken erstatteten im übrigen auch den Skimming-Schaden.
Mini-Kameras und Tastatur-Attrappen
Zierecke ergänzte, die Kunden sollten aufmerksam sein und nach Mini-Kameras auch in kleinen Löchern suchen. Sie sollten die PIN auch nicht aussprechen. Häufig installieren die Täter versteckte Mini-Kameras mit Mikrofonen oberhalb der Tastatur, zum Beispiel auch in den Sichtschutzblenden. Oder die Täter setzten Tastatur-Attrappen ein, die unmittelbar auf der Originaltastatur angebracht würden. Kameras würden auch in Attrappen von Rauchmeldern installiert. Der Anteil der Manipulationen an Türöffnern sei jedoch zurückgegangen von 13 auf 2 Prozent, weil die Öffner sicherheitstechnisch aufgerüstet oder abgeschaltet wurden.
Es habe auch Mehrfachattacken auf einzelne Automaten gegeben, vor allem in Fußgängerzonen und in Bahnhöfen, so dass 2010 1.765 Geräte betroffen waren, 83 Prozent mehr als im Vorjahr, als 964 Geräte angegriffen wurden. Im zweiten Halbjahr 2010 sei die Zahl der Attacken zurückgegangen, weil eine bundesweit vertretene Bank mehrere hundert Automaten älterer Bauart ausgetauscht habe, die besonders anfällig für Attacken gewesen waren, fügte Ziercke an. Der Name der Bank wurde ausdrücklich nicht genannt.
Ziercke sagte weiter, auch der Diebstahl von Kreditkartendaten im Internet habe zugenommen. So sei vor eineinhalb in Spanien ein Rechner gehackt worden, der Daten zwischen Restaurants und den Banken verwaltet habe. Davon seien auch 300.000 Kunden in Deutschland bei Mastercard und Visa potenziell betroffen gewesen. Es sei aber kein Schaden entstanden, weil die Behörden schnell reagiert hätten.