Schuldenkrise bedroht gesamte Euro-Währung
Stand: 05.08.2011
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Brüssel - Die Schuldenkrise entwickelt sich immer mehr zu einer Bedrohung für die gesamte Euro-Währung. Nach Griechenland wurde es zuletzt auch für Italien und Spanien immer teurer, sich Geld an den Finanzmärkten zu besorgen. Falls die Schuldenfalle zuschnappt, würde das alle 17 Euro-Staaten erschüttern. Fragen und Antworten:
Warum sind steigende Anleihezinsen für Italien und Spanien so gefährlich?
Beide Länder müssen an den Märkten immer wieder große Summen aufnehmen, um den Staatshaushalt finanzieren zu können. Das geschieht über Anleihen, für die Zinsen zu zahlen sind. Die Rendite von Staatsanleihen ist dann niedrig, wenn die Anleger sicher sind, dass sie ihre Zinsen bekommen und die Anleihe nach der Laufzeit auch wieder zurückgezahlt wird. Je stärker aber die Zweifel an der Kreditwürdigkeit (Bonität) eines Staates werden, desto deutlicher steigt die Rendite.
Wo stehen Italien und Spanien derzeit an den Märkten?
Für sie wurde das Geld vor allem in den vergangenen vier Wochen immer teurer. Bei Staatsanleihen gilt Deutschland als Musterland - die Rendite einer zehnjährigen Bundesanleihe liegt bei 2,4 Prozent. Italien und Spanien müssen hingegen um die sechs Prozent bezahlen. Werte über 6 Prozent gelten als extrem gefährlich, weil sie die Schulden eines Staates massiv in die Höhe treiben. Griechenland konnte bei etwa 7 Prozent kein Geld mehr an den Märkten leihen, sondern musste sich das Geld bei anderen Regierungen leihen. Mittlerweile tut das der Krisenfonds EFSF.
Was wäre im Fall Italiens anders als bei Griechenland?
Das Problem wäre viel größer, weil Italien die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone ist. Müsste Spanien sich an den mit 440 Milliarden Euro ausgestatten Krisenfonds wenden, käme dieser nach Ansicht von Experten bereits an seine Grenzen. Für das wirtschaftlich stärkere Italien wäre der Fonds sicher überfordert. Italiens Schulden machen derzeit 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Das ist doppelt so viel wie eigentlich erlaubt. Und dieser Wert ist seit der Gründung des Euro unverändert: Italien hätte streng genommen eigentlich schon damals wegen der so hohen Schulden gar nicht dem Euro beitreten dürfen.
Warum ist jetzt Eile geboten?
Den Politikern der Euro-Länder muss es darum gehen, möglichst doch noch zu vermeiden, dass Italien und Spanien in einen Teufelskreis geraten. Zweifel an der Kreditwürdigkeit führen dazu, dass die Ratingagenturen ein Land schlechter als bisher einstufen. Die beste Bewertung (AAA) haben derzeit nur sechs Euroländer: Deutschland, Frankreich, Finnland, Luxemburg, Niederlande und Österreich. Länder mit schlechteren Ratings müssen höhere Zinsen bezahlen, die wiederum zu höheren Schulden, größeren Zweifeln an der Kreditwürdigkeit und einem erneut schlechterem Rating führen können. Dieser Teufelskreis ist extrem schwer zu stoppen, wenn er einmal in Gang kommt.
Was kann man tun?
Wichtig ist einerseits, dass ein Staat wie Italien mit der Haushaltskonsolidierung ernst macht. Bisher fehlt den Märkten das Vertrauen, dass Regierungschef Silvio Berlusconi ein beschlossenen Sparpaket von 48 Milliarden Euro wirklich umsetzt. Abgesehen von besseren Wachstumsaussichten wäre auch wichtig, dass die Anleger sehen, dass der EU-Krisenfonds zum Absicherung von Krediten an Italien bereit wäre. Entsprechende Beschlüsse des Euro-Gipfels vom 21. Juli werden möglicherweise erst Ende September oder gar erst im Oktober umgesetzt. In der Sommerpause geht in der EU auch der Streit über Details der Beteiligung privater Gläubiger an den Griechenland-Hilfe noch weiter.