Rückblick: Das dramatische Euro-Krisenjahr 2011
Stand: 27.12.2011
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa
Berlin - Was die Euro-Schuldenkrise in Europa anrichtet, ist beispiellos. Regierungen müssen abtreten. Ein Krisengipfel jagt den anderen. Rettungspakete werden geschnürt. Staaten und Banken geraten an den Rand der Pleite. Aufgebrachte Bürger protestieren und streiken. Die Finanzmärkte sind meist panisch und manchmal euphorisch. Über allem liegt große Unsicherheit, die tiefe Krise ist längst nicht überstanden.
01.01. Zum Auftakt des schlimmsten Krisenjahres für die europäische Währung führt Estland als 17. Land und erste frühere Sowjetrepublik den Euro ein. Das baltische Land gilt als Finanz-Musterschüler.
11.02. Bundesbank-Präsident Axel Weber kündigt seinen Rücktritt an.
Weber hatte sich in der Europäischen Zentralbank - etwa der Kritik am Ankauf von Staatsanleihen - nicht durchsetzen können.
23.02. In Griechenland legt eine neue Streikwelle gegen das harte Sparprogramm der Regierung das Land weitgehend lahm. Auch in den Folgemonaten gibt es immer wieder große Protestaktion - ebenso in Portugal, Spanien oder auch Italien.
23.03. Portugals Regierungschef José Sócrates tritt zurück. Ein Sparpaket seiner Regierung war zuvor im Parlament abgelehnt worden.
08.04. Die EU und der Internationale Währungsfonds (IWF) setzen ein Rettungspaket für Portugal in Gang. Volumen: 78 Milliarden Euro.
20.06. Die EU-Finanzminister beschließen eine Ausweitung des Rettungsfonds EFSF. Deutschlands Garantie-Anteil steigt von 123 auf 211 Milliarden Euro. Bundeskanzlerin Angela Merkel mahnt: "Scheitert der Euro, scheitert Europa."
02.07. Die Euro-Finanzminister geben 12 Milliarden Euro an Griechenland frei. Es ist eine Teilzahlung aus dem seit 2010 laufenden Hilfsprogramm.
21.07. Die Chefs der Euro-Länder einigen sich bei einem Krisengipfel auf ein neues Hilfspaket für Griechenland. Umfang: 109 Milliarden Euro. Eine Ausweitung der Krise auf andere Länder wie Spanien oder Italien soll unbedingt verhindert werden.
07.08. Die EZB signalisiert den Kauf von italienischen und spanischen Staatsanleihen.
16.08. Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy sprechen sich bei einem Sondertreffen für eine "tatsächliche Wirtschaftsregierung" aus.
18.08. Der Deutsche Aktienindex Dax verliert 5,82 Prozent und fährt damit den größten Tagesverlust seit November 2008 ein.
30.08. Nachdem die IWF-Chefin Christine Lagarde mahnt, dass europäische Banken rekapitalisiert werden müssen, warnt EU-Währungskommissar Olli Rehn vor Panikmache.
09.09. EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark tritt aus "persönlichen Gründen" zurück. Stark gilt als Stabilitätswächter und Kritiker der milliardenschweren Anleihekäufe durch die EZB.
15.09. Die Wirtschaft in den 17 Euro-Ländern wird im zweiten Halbjahr laut EU-Kommission kaum noch wachsen.
17.09. Unter dem Motto "Occupy Wall Street" schlagen Demonstranten aus Protest gegen die Finanzwelt Zelte in Manhattan auf. Daraus wird eine "Occupy"-Bewegung in anderen Städten und Ländern. Das New Yorker Zeltlager wird im November geräumt.
20.09. Die Rating-Agentur Standard & Poor's stuft Italiens die Kreditwürdigkeit um eine Note von "A+" auf "A" herab.
21.09. Der Haushaltsausschuss des Bundestages billigt die Ausweitung des EFSF.
28.09. Die EU-Kommission beschließt Vorschläge für eine neue Finanztransaktionssteuer in der EU.
29.09. Merkel bekommt im Bundestag bei der Abstimmung über den erweiterten EFSF die Kanzlermehrheit.