Riester-Rente: Bundesregierung will mehr Transparenz
Stand: 20.09.2012
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München - Zu hohe Kosten, ungewisse Rendite: Die Riester-Rente wurde in der Vergangenheit vor allem wegen ihrer Intransparenz stark kritisiert. Das soll sich nun ändern. Nach dem Willen der Bundesregierung sollen Verträge künftig leichter zu durchschauen sein und besser miteinander verglichen werden können.
Das Bundeskabinett wolle kommende Woche entsprechende Neuregelungen auf den Weg bringen, bestätigten das Bundesfinanz- und das Bundesarbeitsministerium am Mittwoch in Berlin. Die Versicherungsbranche begrüßte den Schritt, die Grünen forderten hingegen eine grundlegende Reform der privaten Altersvorsorge.
Einheitliche Produktinformationen
Die Bundesregierung will Anbietern von Riester-Versicherungen in Zukunft vorschreiben, Kunden an zentraler Stelle in den Versicherungsunterlagen einen Überblick über die wichtigsten Eckpunkte und Kennzahlen zu geben, wie die Ministerien bestätigten. Vorgesehen seien Produktinformationsblätter mit wesentlichen Informationen, sagte ein Sprecher des Bundesarbeitsministeriums.
Demnach sollen Produktinformationen in der Struktur bei allen Versicherern einheitlich aussehen und die wichtigsten Kriterien der Altersvorsorge auflisten. Ähnliche Produktinformationsblätter gibt es schon bei herkömmlichen Finanzprodukten wie Wertpapieren.
Durch die Riester-Checks sollen Verbraucher leichter zwischen den Angeboten unterschiedlicher Versicherungen vergleichen können, wie die Ministerien betonten. Wichtige Eckpunkte könnten anfallende Kosten, Rendite-Erwartungen und das Anlagerisiko sein. Wann die Regelungen in Kraft treten, wollten die Ministerien nicht bekanntgeben.
Skala soll Risiken verdeutlichen
Wie die "Süddeutsche Zeitung" am Mittwoch unter Berufung auf den entsprechenden Gesetzentwurf berichtete, soll das Risiko, auf das sich Sparer mit Verträgen einlassen, auf Skalen vermerkt werden. Die Angaben der Riester-Checks sollen demnach entweder von unabhängiger Stelle berechnet oder zumindest kontrolliert werden. Dadurch solle gewährleistet werden, dass Versicherer Angaben zu ihren Verträgen nicht durch Zuhilfenahme der von Fall zu Fall günstigsten Annahmen aufpolierten.
Bei den Neuregelungen zur Riester-Rente gehe es auch um eine stärkere Beteiligung von Beitragszahlern an Überschüssen der Versicherungen, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums. Daneben gehe es um die Kosten beim Vertragswechsel.
Riester braucht "Neustart, keine wirkungslose Kosmetik"
Die Grünen-Verbraucherexpertin im Bundestag, Nicole Maisch, kritisierte, die Riester-Rente brauche "einen Neustart, keine wirkungslose Kosmetik". Riester-Produkten fehle eine Kostenbegrenzung bei einem Anbieterwechsel. Provisionen der Versicherer müssten gedeckelt und über längere Zeit gestreckt werden. Bislang stünden Verbraucherinteressen "im Hintergrund". Nötig sei ein kostengünstiges, staatlich organisiertes Riester-Produkt mit Ausstiegsmöglichkeit, um auch Geringverdiener zur privaten Altersvorsorge zu motivieren.
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erklärte, er stimme dem Vorhaben der Bundesregierung "uneingeschränkt" zu. Die Branche begrüße "ausdrücklich" die Einführung eines Produktinformationsblatts für Riester-Produkte, insbesondere die Vorschläge zur Kostendarstellung.
Der Bund reagiert mit den Neuregelungen offenbar auf Kritik an der Riester-Rente in den vergangenen Wochen und Monaten. Erst am Dienstag hatte die Zeitschrift "Finanztest" vorab aus der Oktober-Ausgabe berichtet, dass sich von den zahlreichen Riester-Versicherungen nur wenige für eine gute private Altersvorsorge eignen. Bei einem Vergleich erhielten nur fünf von 29 untersuchten Versicherungsangeboten die Note "gut".