Rien ne va plus: Deutsche Bank versucht sich als Kasinobetreiber
Stand: 15.12.2010
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Las Vegas/Frankfurt - Die Deutsche Bank versucht sich neuerdings als Kasinobetreiber. Mit dem firmeneigenen Glückspielpalast "The Cosmopolitan" im amerikanischen Las Vegas startet das Kreditinstitut eines der größten, teuersten und ehrgeizigsten Projekte der Glitzerstadt - und eines der risikoreichsten.
Die Deutsche Bank ist eher unfreiwillig unter die Kasinobetreiber gegangen: Eigentlich hatte sie dem Immobilienmogul Ian Bruce Eichner nur einen Kredit gewähren wollen. Doch Eichner ging in der Finanzkrise das Geld aus. Da war der Kasinokomplex nicht mal halb fertig. Um keinen Totalverlust zu erleiden, übernahm die Deutsche Bank im September 2008 selbst das Projekt und baute es nach eigenen Vorstellungen zu Ende.
Es geht um viel Geld - sogar für das größte Geldhaus der Bundesrepublik. Rund 4 Milliarden Dollar flossen in den Komplex, der von zwei jeweils 50 Stockwerken hohen Glastürmen dominiert wird. Mehrere Investoren hätten abgewunken, als die Deutsche Bank ihnen das "Cosmopolitan" angeboten habe, berichtete das "Wall Street Journal" aus den Verhandlungen. Die Investoren - darunter erfahrene Kasinobetreiber - seien sich nicht sicher gewesen, ob sich der Megakomplex rechnen würde.
Der erfahrene Kasinochef John Unwin ist sich da sicher. Er verspricht seinen Gästen ein unvergleichliches Unterhaltungserlebnis. Das "Cosmopolitan" wirbt damit, nicht so spießig zu sein wie die etablierte, oft altbacken und plüschig anmutende Konkurrenz.
Im Unterschied zu den Nachbarn, die eher in die Breite gebaut haben, streckt sich "The Cosmopolitan" in die Höhe. Auf mehreren Etagen finden sich rund 1500 Spielautomaten, 80 Spieltische, drei Pool-Landschaften, mehrere Clubs und Restaurants, Veranstaltungsräume sowie Geschäfte. Das angeschlossene Hotel hat knapp 3000 Zimmer. Eine Nacht kostet je nach Zimmerkategorie und Saison um die 200 Dollar (150 Euro); Wochenenden und Feiertage sind teurer.
Doch ob das Anderssein reicht, um erfolgreich zu sein? In der Wirtschaftskrise waren die Besucherzahlen in Las Vegas eingebrochen und erholen sich nur langsam wieder. Im Gegensatz zur Konkurrenz fehlen die Stammgäste; das neue Haus muss sich erst einen Namen machen. Das "Wall Street Journal" hat ausgerechnet, dass es die Deutsche Bank im günstigsten Falle 15 Jahre kosten würde, ihr Geld wieder hereinzuholen, wenn "The Cosmopolitan" den gleichen Umsatz machte wie das berühmte "Bellagio".
"The Cosmopolitan" buhlt mit allerlei Shows um Aufmerksamkeit im grellbunten Las Vegas. Für die Eröffnung hat das Management den Frontmann der Indie-Rock-Bank "The Flowers", Brandon Flowers, verpflichtet. Die Deutsche Bank dagegen liebt die leisen Töne. Ein Sprecher in New York betonte, dass es sich um ein reines Finanzinvestment handele. Weiter wollte er sich nicht äußern. Die Deutsche Bank musste bereits rund 700 Millionen Euro auf das Kasino abschreiben.