Rezessionsgefahr in Deutschland? Befürchtungen mehren sich
Stand: 14.09.2011
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Düsseldorf - Zwei Jahre nach der schwersten Wirtschaftskrise der Nachkriegsgeschichte wächst in Deutschland wieder die Angst vor einer neuen Rezession. Nach der jüngsten Prognose des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) und des Forschungsinstituts Kiel Economics könnte die deutsche Wirtschaft schon im Winterhalbjahr wieder schrumpfen - wenn auch nur geringfügig um jeweils 0,1 Prozent pro Quartal.
Rein technisch wären damit die Bedingungen für eine Rezession erfüllt. Denn nach der am meisten verbreiteten Definition liegt eine Rezession vor, wenn das Bruttoinlandsprodukt in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen sinkt.
Mit ihrer düsteren Prognose stehen die Konjunkturexperten aus Halle und Kiel allerdings derzeit noch ziemlich allein auf weiter Flur. Die meisten Experten halten weiterhin eine "sanfte Landung" nach dem stürmischen Konjunkturaufschwung des vergangenen Jahres für wahrscheinlicher. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel und das Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) in Hamburg sagen in ihren jüngsten Prognosen zwar eine mehr oder minder starke Wachstumsdelle voraus, aber keine Rezession.
Doch in den Augen dieser "Optimisten" hat sich die Rezessionsgefahr beträchtlich erhöht. Sorge bereitet den Konjunkturexperten vor allem die Staatsschuldenkrise im Euro-Raum. Das Risiko einer weiteren Eskalation der Schuldenkrise mit erheblichen realwirtschaftlichen Konsequenzen sei "beträchtlich", heißt es etwa beim RWI. Auch das IfW hält hier neue Schocks für möglich: "Etwa eine plötzlich erklärte Insolvenz eines Staates, auf die die Märkte und vermutlich auch die Politik nicht vorbereitet sind."
Deutsche Bank-Chefvolkswirt zeigt sich optimistisch
Die Konjunkturexperten befürchten, ein solcher Schock könne zu einer weiteren Abschwächung des Welthandels führen - mit gravierenden Folgen für die exportorientierte deutsche Wirtschaft. "Bei einem neuerlichen drastischen Einbruch des Welthandels würde die deutsche Wirtschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit zurück in eine Rezession fallen", warnt das RWI. Und auch das IfW glaubt: "Eine Rezession wäre dann wohl auch in Deutschland nicht zu vermeiden."
Doch nicht alle Konjunkturforscher blicken so düster in die Zukunft. Optimismus verbreitet etwa der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer. Er rechnet nicht mit einem drastischen Konjunktureinbruch. Die Rezessionsängste an den Finanzmärkten seien wahrscheinlich übertrieben.
Allerdings weiß auch er, dass Wirtschaft zum großen Teil Psychologie ist. "Das größte Risiko ist, dass die jetzt noch übertriebenen Ängste Investoren und Konsumenten erfassen, diese ebenfalls Angst bekommen und nicht mehr investieren und konsumieren", warnte der Ökonom im Magazin "Börse Online". Dann würden sich die Ängste der Märkte von selbst erfüllen.