Renten-Studie: Vorsorgelücke deutlich größer als angenommen
Stand: 25.04.2013
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Kronberg im Taunus - Den Deutschen droht einer neuen Studie zufolge im Rentenalter eine größere Vorsorgelücke als bislang angenommen. Während bisherige Schätzungen von rund 70 Prozent des letzten Nettoeinkommens für die Lebensstandard-Sicherung ausgingen, müssen Bürger bei Eintritt ins Rentenalter im Schnitt rund 87 Prozent ihres letzten Nettoeinkommens für einen auskömmlichen Lebensabend erzielen. Das ergab eine Studie der Ruhr- Universität Bochum im Auftrag des unabhängigen Vermögensverwalters Fidelity Worldwide Investment.
Alle bisherigen Aussagen zum Bedarf im Rentenalter beruhen auf Annahmen und Schätzungen. "Was die Lebensstandard-Sicherung im Alter konkret bedeutet, wurde in Deutschland bislang nicht untersucht", erklärt Martin Werding, Professor für Sozialpolitik und öffentliche Finanzen an der Ruhr-Universität und Autor der Studie.
Um die Debatte zur Vorsorgelücke auf eine wissenschaftlich fundierte Basis zu stellen, werteten die Forscher im Auftrag von Fidelity Daten des Sozio- ökonomischen Panels des Wirtschaftsforschungsinstituts DIW Berlin aus, einer repräsentativen Längsschnittbefragung von 20.000 Personen in rund 11.000 privaten Haushalten.
Gesetzliche Rente ersetzt im Idealfall 60 Prozent
Das zentrale Ergebnis der Studie: Entgegen bisherigen Schätzungen sollten bei Eintritt in den Ruhestand nicht rund 70 Prozent, sondern vielmehr rund 87 Prozent des letzten Nettoeinkommens erreicht werden. Allerdings ersetzte die gesetzliche Rente im Idealfall zuletzt lediglich knapp 60 Prozent. In der Realität ist die Situation aufgrund brüchiger Erwerbsbiografien, Teilzeitphasen und Auszeiten meist noch viel dramatischer. So ergibt sich für das Jahr 2013 auf der Basis vorläufiger Zahlen sogar nur noch ein Nettorentenniveau von rund 55 Prozent. Damit beträgt die Vorsorgelücke statt der bisher angenommenen 10 Prozentpunkte ganze 32 Prozentpunkte, bei lückenhafter Erwerbsbiografie sogar 40 Prozentpunkte.
Private Altersvorsorge zunehmend wichtiger
Mit deutlichen Folgen für die Bürger, denn diese müssen den neuesten Erkenntnissen zufolge deutlich mehr für ihre Altersvorsorge tun. Wer kein großes Vermögen angehäuft oder ein Erbe zu erwarten hat, ist auf eine ergänzende private und betriebliche Vorsorge angewiesen, um im Alter seinen gewohnten Lebensstandard zu halten. Das gilt vor allem für niedrige Einkommensgruppen, die geringe Rentenanwartschaften erworben haben. Zwar reduziert sich der Bedarf den Forschern zufolge während der Rentenphase geringfügig, doch aufgrund der Inflation bleibt die Ersatzrate nahezu unverändert bei rund 85 Prozent des letzten Nettoeinkommens.
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