Rente verliert an Kaufkraft - Verband fordert Reformen
Stand: 07.08.2013
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Berlin - Die Renten in Deutschland haben seit 2004 deutlich an Kaufkraft verloren. Nach Berechnung des Sozialverbandes Deutschland (SoVD) können sich Rentner im Westen von ihren monatlichen Bezügen heute fast zwölf Prozent weniger leisten als noch vor der damaligen Rentenreform. Für den Osten beziffert der Verband den Kaufkraftverlust auf fast acht Prozent. Verbandspräsident Adolf Bauer verlangte am Dienstag in Berlin eine Kehrtwende, um den weiteren Wertverfall der Altersbezüge zu stoppen. Dazu gehörten unter anderem eine Anhebung des Rentenniveaus sowie höhere Anpassungen.
Für die Kaufkraftverluste in West und Ost macht der Sozialverband die Nullrunden und Minianpassungen der vergangenen Jahre verantwortlich, ebenso die Inflation und gestiegene Beiträge für Kranken- und Pflegeversicherung. "Es wird oft so getan, als seien die Rentenkaufkraftverluste das Ergebnis einer zwangsläufigen Entwicklung. In Wahrheit sind die mageren Rentenanpassungen der letzten Jahre politisch gewollt", sagte Bauer. Zehn Jahre nach der Rentenreform von 2004 sei es höchste Zeit für eine kritische Bilanz.
Auch in diesem Jahr sei die Rentenerhöhung für viele eine große Enttäuschung gewesen, sagte Bauer. Stelle man im Westen der Erhöhung von 0,25 Prozent die erwartete Inflation von 1,70 Prozent entgegen und berücksichtige den Beitragsanstieg in der Pflegeversicherung, so ergebe sich unter dem Strich ein Kaufkraftverlust von 1,55 Prozent. Im Osten gebe es zwar in diesem Jahr wegen der höheren Rentenanpassung einen Kaufkraftgewinn. Berücksichtige man jedoch die Gesamtentwicklung der vergangenen Jahre, sehe die Situation hier auch nicht viel besser aus.
Der Sozialverband stellte fünf Forderungen für eine lebensstandardsichernde gesetzliche Rente vor. Neben höheren Rentenanpassungen und einer Rückkehr zum früheren Rentenniveau müsse auch die volle Beitragsparität in der Kranken- und Pflegeversicherung wiederhergestellt werden. Heute zahlen Rentner bei der Krankenkasse einen zusätzlichen Beitragsanteil von 0,9 Prozent, bei der Pflegeversicherung den vollen Betrag.
Auch müsse die Möglichkeit geschaffen werden, durch freiwillige Zusatzbeiträge eine ergänzende Altersvorsorge aus der gesetzlichen Rentenversicherung zu erwerben, fordert der Verband. Zudem sollte die Sozialabgabenfreiheit bei der Entgeltumwandlung für private Altersvorsorge abgeschafft werden. Sie sei letztlich ein "Nullsummenspiel", da sie in der Konsequenz zu niedrigeren Rentenansprüchen führe, darüber hinaus zu indirekten Kürzungen bei den Rentenerhöhungen.
Bauer: "Die Politik hat Möglichkeiten einzugreifen und die Fehlentwicklungen zu stoppen." Die gesetzliche Rentenversicherung müsse in Zukunft wieder den Lebensstandard im Alter absichern. "Andernfalls steht die soziale Sicherheit von Millionen älteren Menschen auf dem Spiel", sagte der SoVD-Präsident.