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Renditen von Bundesanleihen steigen

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa-AFX

Frankfurt - Das Sicherheitsbedürfnis der Anleger scheint sich etwas zu senken. Auf Wochensicht trennten sich Bond-Investoren vermehrt von Bundesanleihen. Der richtungsweisende Euro-Bund-Future verlor deutlich an Gewicht und notiert aktuell um 161,20 Prozent. "Nachdem die Auswirkungen der Hurrikans in den USA trotz herber Verwüstungen nicht ganz so dramatisch wie befürchtet scheinen, hat sich die Lage etwas entspannt", beschreibt Arthur Brunner von der ICF Bank.

Bank of England beflügelt Pfund und Guilts

An der Notenbank-Front macht Großbritannien von sich reden. Die Bank of England bleibt vorerst zwar auf ihrem eingeschlagenen Pfad und belässt den Leitzins bei 0,25 Prozent. Allerdings enthält das Protokoll der gestrigen Sitzung Hinweise auf eine womöglich früher als von vielen Marktteilnehmern erwartete Straffung der Geldpolitik.

Diese könne bei weiter steigendem Preisdruck bereits in den kommenden Monaten eingeleitet werden. Einige Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses - Notenbankchef Carney und Chefvolkswirt Andrew Haldane gehörten nicht dazu - hätten sich gar für eine unmittelbare Anhebung des Leitzinses ausgesprochen. Infolge legten die Renditen für britische Staatsanleihen deutlich zu. Auch das Pfund reagierte mit spürbaren Gewinnen zu vielen Währungen.

Kluger Schachzug

Für Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank sieht so smarte Geldpolitik aus. Denn der deutliche Anstieg der Preisinflation hänge stark mit dem Verfall des Pfunds zusammen. "Nun wird dem Markt die 'Karotte' Zinserhöhung in naher Zukunft offeriert, was das Pfund stärkt und damit den Preisauftrieb dämpft." Dadurch entfalle wiederum das Argument für die Zinserhöhung. Denn diese würde für die hoch verschuldeten privaten Haushalte äußerst schmerzhaft werden. Ob die Strategie der Notenbank aufgeht, hänge von der Nachhaltigkeit der einsetzenden Bewegung ab. Falle der Euro in den Bereich zwischen 0,82-0,85 zurück, wäre das Ziel der Bank of England nach Ansicht von Hellmeyer wohl erreicht.

Österreich sichert sich Bestkonditionen

Mit der Ausgabe einer 100-jährigen Anleihe machte Österreich Klaus Stopp zufolge in dieser Woche als erstes Euro-Land mit einem Angebot in diesem Laufzeitband bei gleichzeitig hohem Volumen von sich reden. "Zuvor hatten schon Belgien und Irland wesentlich kleinere Emissionen in Privatplatzierungen untergebracht", weiß der Rentenhändler der Baader Bank.

Auch Argentinien und Mexiko - also Länder mit einem schlechteren Rating als Österreich - seien bereits mit Jahrhundert-Anleihen in Erscheinung getreten. Frankreich, Spanien oder Italien emittierten hingegen regelmäßig 50-jährige Titel.

Als kurios beschreibt Stopp die Tatsache, dass sich ein erst vor 99 Jahren gegründeter Staat wie Österreich für 100 Jahre verschuldet. Zudem sei das Land in dieser Zeit zweimal zahlungsunfähig gewesen.

Der 3,5 Milliarden Euro schwere neue Bond aus Wien mit einem jährlichen Kupon von 2,1 Prozent wurde Brunner zufolge von Anlegern dennoch sehr gut aufgenommen. "Die Anleihe war deutlich überzeichnet." Obwohl der Wert in Stücken von 1.000 Euro zu haben sei, ist das Angebot nach Ansicht des Händlers eher etwas für institutionelle Investoren. Die Baader Bank macht zudem auf mögliche Kursverluste aufmerksam, sollten sich die Zinsen im Euroraum eines Tages ändern.

Neuemissionen nehmen an Fahrt auf

Nach der Sommerpause refinanzieren sich Unternehmen wieder verstärkt über den Kapitalmarkt. Mit von der Partie ist die Metalcorp-Gruppe, die über eine fünfjährige Anleihe (WKN A19MDV) die Aufnahme von bis zu 50 Millionen Euro plant. Der niederländische Dienstleister für die Beschaffung, Logistik und Handel von Stahl wie Nichteisen-Metallen bietet Anlegern einen jährlichen Kupon von 7 Prozent. Die in 1.000 Euro gestückelte Unternehmensanleihe kann noch voraussichtlich bis 28. September über die Börse Frankfurt gezeichnet werden.

Paragon-Anleihe gesucht

Im Handel mit bestehenden Unternehmensanleihen greifen Anleger laut Brunner besonders häufig zu einem in 2022 fälligen, mit jährlich 4,5 Prozent verzinsten Paragon-Bond. Investoren reagierten damit auf die Nachricht einer Abspaltung der Paragon-Tochter Voltabox, die im Herbst an die Börse gebracht werden soll. Voltabox stellt Batteriesysteme auf Lithium-Ionen-Basis her. Diese kommen etwa in Gabelstaplern, Bergbaufahrzeugen und Oberleitungsbussen für den öffentlichen Personennahverkehr zum Einsatz. "Der Börsengang spült Geld in die Kassen des Unternehmens."

VW-Bonds machen Boden gut

Brunner meldet zudem gestiegene Nachfrage nach einer Hybrid-Anleihe von VW (WKN A1ZE21) mit einem Kupon von 4,625 Prozent und einer klassischen Anleihe (WKNs A1VCZP) mit einer Verzinsung von jährlich 3,875 Prozent. Der Händler sieht einen Zusammenhang mit der gegenwärtig stattfindenden Automobilmesse IAA. "Trotz Dieselaffäre und Diskussionen um das Ende von Verbrennungsmotoren läuft der Autoabsatz gut." Für den August meldete der Herstellerverband Acea 903.143 verkaufte Fahrzeuge in die EU, Schweiz, nach Island und Norwegen. Das entspreche einem Anstieg 5,5 Prozent im Vorjahresvergleich. Das habe die Aktien der Hersteller beflügelt.