RBS erwartet Leitzinssenkung der EZB
Stand: 23.09.2011
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London - Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte auf die Schuldenkrise nach Angaben der Royal Bank of Scotland (RBS) nicht mehr länger nur mit zusätzlicher Liquidität für die Geschäftsbanken reagieren. Die RBS rechnet für die nächste EZB-Zinssitzung im Oktober mit einer Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte. Dann würde der Leitzins wieder auf dem bisherigen Rekordtief von 1,0 Prozent liegen, und die EZB hätte ihre beiden Zinserhöhungen von diesem Jahr rückgängig gemacht. Die Wahrscheinlichkeit eines derartigen Manövers läge bei 60 Prozent.
Dass die Zinssenkung im EZB-Rat auf einhellige Zustimmung treffen wird, ist aus Sicht der RBS unwahrscheinlich. "Wir wären nicht überrascht, wenn mindestens fünf oder sechs Ratsmitglieder dagegen stimmen würden." Sollte die EZB den Leitzins nicht im Oktober senken, rechnet die RBS fest mit einem Zinsschritt nach unten im November. Möglicherweise werde die EZB dann sogar eine außerordentliche Zinssitzung vor dem regulären Termin Anfang November einberufen, so die Experten.
Die RBS nennt vier Hauptgründe für eine abermalig Zinswende im Euroraum: Zum einen wird die schlechte Stimmung an den Finanzmärkten angeführt, die sich in eine sehr ernste Krise wandeln könnte. Zudem verweisen die Ökonomen auf die Schuldensituation in vielen Euro-Ländern, die keine Anzeichen von Besserung zeige. Drittens seien die Inflationserwartungen zuletzt stark gesunken, was Raum für Zinssenkungen eröffne. Schließlich hätten sich die Wachstumsaussichten für den Währungsraum zuletzt massiv eingetrübt. Die RBS rechnet mit einer schrumpfen Wirtschaftsleistung sowohl im Schlussquartal 2011 als auch zu Jahresbeginn 2012. Dies entspricht der gängigen Definition einer Rezession mit zwei aufeinanderfolgenden Quartalen negativen Wachstums.