Privatanleger misstrauen Informationen aus dem Web 2.0
Stand: 14.07.2011
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa-AFX
Frankfurt - Private Anleger informieren sich nach wie vor auf klassischem Wege über Finanzprodukte. Das hat eine Umfrage im Auftrag der DZ Bank ergeben. "Im Hinblick auf die sozialen Netzwerke des Web 2.0 herrscht hingegen Skepsis", berichtet die DZ Bank. Trotz der gestiegenen Bedeutung des Internets und der zunehmendem Nutzung von Online-Banking blieben Tageszeitungen und Bankberater mit großem Abstand die am häufigsten genutzten Informationsquellen der privaten Investoren.
Die von TNS Infratest durchgeführte ergab, dass 72 Prozent der Privatanleger sich mit Hilfe von Tageszeitungen über Anlagethemen informieren. Zwar sei dies ein leichter Rückgang gegenüber dem vergangenen Jahr, als der Wert noch bei 75 Prozent gelegen habe. Dennoch blieben die Tageszeitungen aber das führende Informationsmedium. Für einen Anlageberater einer Bank entscheiden sich indes 71 Prozent der Befragten. Hier sei gegenüber dem Vorjahr ein deutlicher Anstieg zu beobachten, als nur 64 Prozent den Weg in eine Bank gefunden hätten.
"Ganz offensichtlich schenken die Anleger ihren Anlageberatern wieder mehr Vertrauen als noch zu Zeiten der Finanzkrise", sagte Peter Schirmbeck, Leiter des Privatkundengeschäfts der DZ Bank. Daran habe auch die rasante Entwicklung des Web 2.0 nichts ändern können.
Für Web 2.0-Dienste wie Facebook und Twitter entscheiden sich demnach lediglich zehn Prozent der Befragten. Anleger schätzten zwar den Meinungsaustausch auf sogenannten Social-Media-Kanälen, zweifelten jedoch die Glaubwürdigkeit der Informationen an. Nach Angaben der DZ Bank ist jeder Zweite der Meinung, dass diese Plattformen keine zuverlässigen Informationen für Anleger liefern.
Erstaunlich ist, dass bei den 18- bis 29-Jährigen mit 77 Prozent noch mehr Befragte dieser Meinung sind in der Altersgruppe also, die sich überdurchschnittlich in Web 2.0-Angeboten tummelt. Insgesamt verlassen sich der Studie zufolge nur 15 Prozent der Befragten auf Finanzempfehlungen aus sozialen Netzwerken, während im Vergleich dazu bei Büchern mehr als 70 Prozent Urteilen aus dem Web 2.0 glauben.
Das Internet im Sinne des herkömmlichen "alten Web 1.0" gewinnt derweil an Bedeutung, hier informieren sich mittlerweile rund die Hälfte der Anleger auf Online-Angeboten von Finanzdienstleistern und Banken. 43 Prozent klicken sich durch Websites von Verlagen oder andere Nachrichtenseiten. Dass die klassischen Bankdienste im Web verbesserungswürdig sind, finden knapp drei Viertel der Befragten. 55 Prozent erledigen der Umfrage zufolge ihre Bankgeschäfte am Computer, doch 80 Prozent glauben nicht, dass dies den Service vor Ort komplett ablösen wird.
Die von TNS Infratest durchgeführte Befragung erfolgte nach Angaben der DZ Bank in der Zeit vom 24. bis zum 31. Mai 2011 telefonisch. Befragt wurden 1.072 Personen, die Stichprobe ist nach Angaben der DZ Bank repräsentativ für "anlage-affine Personen in der deutschen Bevölkerung ab 18 Jahren".
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