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Prämien, Boni, Dienstwagen - Alternativen zur Gehaltserhöhung

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa/tmn

Berlin - Einmal im Jahr sollten Arbeitnehmer mit ihrem Vorgesetzten über das Gehalt sprechen. Dabei sollte man mit drei Zielen in die Verhandlung gehen, empfiehlt Martin Wehrle, Gehaltscoach und Ratgeberautor. Eines der Ziele ist das Maximal-Ziel. "Das ist immer eine Gehaltsforderung." Außerdem sollten sich Arbeitnehmer ein Minimalziel überlegen: Das ist die Summe, die man mindestens mehr haben will. Zusätzlich sollten sie ein Alternativziel parat haben.

Wenn der Chef nicht mit sich reden lässt und selbst das Minimalziel nicht erreichbar ist, sollten Arbeitnehmer ihrem Vorgesetzten psychologisch entgegenkommen, erklärt der Gehaltscoach. Dabei sollte man immer die Vorteile für die Firma in den Mittelpunkt stellen, und nicht die eigenen. Wenn der Boss etwa bestimmte Projekte nennt, die ihm wichtig sind, kann der Arbeitnehmer anführen, bei diesem Projekt besonders mitarbeiten zu wollen. Dafür könnte er dann eine Extra-Prämie statt mehr Gehalt vorschlagen.

"Die Prämie ist eine einmal jährlich zu zahlende Summe", sagt Wehrle. Sie ist verknüpft mit bestimmen Leistungszielen. Der Experte rät, bestimmte Stufenziele festzulegen und das Ziel konkret zu benennen. Man sollte nicht nur abmachen, dass sich die Zahl der Kundenbeschwerden verringern soll. "Das ist nicht greifbar." Vielmehr sollte man vereinbaren, dass man sich darum kümmert, die Anzahl der Beschwerden um drei Prozent zu senken. Dann bekommt der Arbeitnehmer die volle zuvor ausgehandelte Prämie. Verringern sich die Beschwerden aber nur um zwei Prozent, bekommt man nur einen Teil der Prämie.

Bonus lässt sich durch Individualleistungen nur teilweise beeinflussen

Eine weitere alternative Gehaltserhöhung ist die Bonuszahlung. Der Unterschied: "Die Prämie hängt ab von der Individualleistung. Der Bonus hängt ab von der Leistung der Firma", erklärt Wehrle. Ein Nachteil ist allerdings, dass der einzelne Arbeitnehmer zum Erreichen dieses Ziels nur bedingt beitragen kann. "Ich kann den Bonus durch Individualleistungen nur teilweise beeinflussen", sagt Wehrle.

Mehr Geld aufs Konto bekommen Arbeitnehmer auch durch eine vereinbare Gratifikation. Das ist eine einmalige Zahlung, die an einen besonderen Anlass geknüpft ist. "Das muss nicht immer das Weihnachtsgeld sein", sagt Wehrle. Eine Extrazahlung kann ein Arbeitnehmer etwa für den erfolgreichen Abschluss einer Fortbildung oder eines wichtigen Projekts aushandeln. Alternativ gibt es noch die Möglichkeit der Provision. Wenn ein Arbeitnehmer einen bestimmten Umsatz erzielt, kann er entsprechend daran beteiligt werden. Clever ist es, auch dies mit Stufenzielen zu verbinden.

Zuschüsse für den Alltag

Hilfreich sind bestimmte Zuschüsse für den Alltag. Das Unternehmen kann etwa Zuschüsse für den Kindergarten zahlen. Wichtig ist aber, diesen Zuschuss als solchen auf dem Gehaltszettel deutlich zu machen und damit vom eigentlichen Lohn zu trennen, sagt Markus Deutsch vom Deutschen Steuerberaterverband in Berlin. Das Geld sollte der Arbeitgeber zudem direkt an den Kindergarten überweisen. Denn nur dann müssen dafür keine Steuern und Sozialabgaben entrichtet werden.

Ein Tipp sind Zuschüsse des Arbeitgebers zur Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes - wie es offiziell heißt. Wer einen Yoga- oder einen Raucher-Entwöhnungskurs machen will, sollte über die Finanzierung mit seinem Chef reden. Der Arbeitgeber kann jährlich 500 Euro dazu zahlen, ohne dass Steuern oder Sozialversicherung anfallen, sagt Deutsch. Essensschecks sind eine weitere Möglichkeit, finanziell von der Firma unterstützt zu werden, ohne direkt mehr Geld zu bekommen. "Das ist sehr gebräuchlich, sofern man keine Kantine hat."

"Ein Dienstwagen ist kein Steuersparmodell"

Auch ein Dienstwagen kann eine Alternative sein. Doch einen Nachteil gibt es: "Ein Dienstwagen ist kein  Steuersparmodell", warnt Deutsch. Die Arbeitnehmer haben dadurch einen sogenannten geldwerten Vorteil, der besteuert wird. Tankgutscheine lohnen sich ebenfalls nicht immer. Egal ob der Arbeitnehmer mehr Geld auf die Hand oder etwa eine Uhr geschenkt bekommt, er muss Steuern zahlen. Allerdings sind bis zu 44 Euro im Monat an Sachzuweisungen steuerfrei.

Und auch wenn es auf den ersten Blick nicht so erscheint: Selbst eine Fortbildung kann eine Alternative zu einer Gehaltserhöhung sein. Denn durch eine Weiterbildung erhöht man seinen Marktwert - in der eigenen Firma und auf dem freien Markt. Die Fortbildung sollte aber gut gewählt sein: Wenn man etwa auf einer mittleren Fachkräfteposition arbeitet, sollte man um eine Fortbildung für Führungskräfte bitten. "Damit stellt man die Weichen für die Karriere", sagt Gehaltscoach Wehrle.

Auch Urlaubstage oder flexible Arbeitszeitmodelle sind Alternativen zur Gehaltserhöhung. Wer vielleicht einen Tag in der Woche zu Hause arbeiten möchte, kann dies aushandeln statt direkt mehr Geld zu verlangen. "Da sind die Arbeitgeber verhandlungsbereiter als man denkt", sagt Svenja Hofert, Karriereberaterin in Hamburg.

Arbeitgeber muss sich nicht darauf einlassen

Für die Vereinbarung alternativer Zusatzleistungen gelten die allgemeinen arbeitsrechtlichen Grundsätze. "Der Arbeitgeber ist in der Entscheidung grundsätzlich frei", sagt Rainer Huke, Abteilungsleiter Lohn- und Tarifpolitik bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände in Berlin. Dies gelte insbesondere, da entsprechende Leistungen nicht Gegenstand tariflicher Regelungen sind. "Ob ein Arbeitgeber aufgrund faktischer Gegebenheiten - beispielsweise durch Fachkräftemangel - entsprechende Leistungen anbietet, ist eine andere Frage."