Postbank droht Klagewelle wegen Falschberatung
Stand: 22.02.2012
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Kiel - Der Vorwurf wiegt schwer: Anlageberater der Postbank sollen Kunden gezielt in provisionsbringende Anlagen gelockt haben. Nun droht der Deutsche-Bank-Tochter eine Klagewelle wegen Falschberatung.
30 Kunden aus Schleswig-Holstein wollen gerichtlich gegen das Bonner Unternehmen vorgehen, wie NDR 1 Welle Nord am Dienstag in Kiel berichtete. Nach Einschätzung der Anwaltskammer Schleswig-Holstein könnten im Norden hunderte, möglicherweise tausende Anleger auch anderer Banken betroffen sein. Konkret geht es dem Bericht zufolge um geschlossene Fonds.
Die Postbank weist den Vorwurf der systematischen Fehlberatung zurück. "Unsere Berater handeln nach klaren fachlichen Vorgaben", sagte ein Sprecher auf dapd-Anfrage. Sie würden an strengen Qualitätsmaßstäben gemessen. Das "Fehlverhalten sehr weniger Berater oder Vermittler" werde als "als systematisch für die gesamte Postbank Finanzberatung dargestellt". Dieser Eindruck sei falsch. Berater, die den Vorgaben der Bank nicht entsprechen, müssten mit ernsten Sanktionen rechnen.
Vorgaben an Mitarbeiter
Aus dem NDR vorliegenden Unterlagen geht dem Sender zufolge hervor, dass den Postbank-Beratern klare Vorgaben gemacht werden, wie viele Finanzprodukte sie verkaufen müssen und auch in welchem finanziellen Volumen. In einem Fall werde einem Mitarbeiter mit einem Eintrag in die Personalakte gedroht, sollten diese Vorgaben nicht erfüllt werden. Die Postbank wies zurück, dass es solche Maßnahmen gibt.
Der Sender berief sich zudem auf einen Insider, der im vergangenen Jahr noch als freier Anlageberater bei der Postbank gearbeitet habe. Seinen Angaben zufolge seien bei der Beratung vor allem die Höhe der Provision und der Umsatz für das Unternehmen entscheidend. Ob das Produkt für den Kunden geeignet sei, spiele eine untergeordnete Rolle.
Die Postbank kündigte an, jede konkrete Kundenbeschwerde umfassend prüfen zu wollen. "Falls es tatsächlich zu einer Falschberatung gekommen ist, bieten wir unseren Kunden eine auf den Einzelfall abgestimmte Regulierung an", sagte der Sprecher.
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