Ökonomen uneins über die Abschaffung des Bargelds
Stand: 18.05.2015
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Berlin - Top-Ökonomen sind sich uneins darüber, ob das Bargeld abgeschafft werden soll. "Bei den heutigen technischen Möglichkeiten sind Münzen und Geldscheine tatsächlich ein Anachronismus", sagte der Wirtschaftsweise Peter Bofinger dem Nachrichtenmagazin "Spiegel". Der Harvard-Professor Ken Rogoff plädierte dafür, Bargeld als Zahlungsmittel allmählich auslaufen zu lassen. Der Freiburger Ökonom Lars Feld übte hingegen Kritik an diesen Vorschlägen.
Bofinger sagte, falle das Bargeld weg, könnten die Märkte für Schwarzarbeit und Drogen ausgetrocknet werden. Der Volkswirtschaftsprofessor forderte die Bundesregierung auf, auf internationaler Ebene für eine Abschaffung des Bargelds zu werben."Das wäre jedenfalls ein gutes Thema für die Agenda des G-7-Gipfels in Elmau."
Der ehemalige Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds, Rogoff, sprach sich im "Handelsblatt" (Montagausgabe) dafür aus, als ersten Schritt nur noch die kleineren Banknotenstückelungen herauszugeben. "Ein sehr großer Anteil der negativen Begleiterscheinung der Bargeldnutzung hängt mit den großen Scheinen zusammen. Wenn man aufhört, diese auszugeben, dann hat man schon sehr viel erreicht." Zur Begründung führte er an, die Anonymität von Bargeld werde gern für illegale Transaktionen genutzt oder um Steuern zu hinterziehen. Daneben gebe es geldpolitische Erwägungen: "Wenn die Geldhalter auf zinsloses Bargeld ausweichen können, dann kann die Zentralbank den Leitzins nicht allzu weit unter Null senken, selbst wenn das sinnvoll wäre, um eine lahmende Wirtschaft wieder in Gang zu bringen."
Der Ökonom Lars Feld, der ebenso wie Bofinger dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Lage angehört, kritisierte hingegen die Äußerungen seines Kollegen. "Bofinger vernachlässigt offenbar die verfassungspolitischen Aspekte dieses Vorschlags", sagte der Finanzwissenschaftler der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Montagsausgabe). Bargeld sei "geprägte Freiheit", betonte Feld. Bargeld ermögliche es den einzelnen Bürgern, sich dem Zugriff des Staates zu entziehen, gerade dann, wenn dessen Vorgaben nicht legitim seien. Das gelte auch für Schwarzarbeit. Diese habe zwar die illegale Dimension der Steuerhinterziehung und des Sozialbetrugs. "Allerdings ist Schwarzarbeit nicht selten für die Betroffenen auch die letzte Möglichkeit, überhaupt einen Lebensunterhalt zu verdienen."