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Niedrige Inflation wird nicht schnell ansteigen

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Wiesbaden - Seit Monaten dümpelt die Inflation in Deutschland auf niedrigem Niveau. Vor allem die gesunkenen Energiepreise drücken die Teuerungsrate. Wie geht es weiter? Der Europäischen Zentralbank (EZB) bereitet die Mini-Teuerung Sorgen. Die Währungshüter fluten daher die Märkte mit Geld und haben den Leitzins auf Null gesenkt - auch das bekommen Verbraucher zu spüren.

Warum ist die Inflation so niedrig?

Das liegt vor allem an den niedrigen Ölpreisen. Zwar wurde der Schmierstoff der Weltwirtschaft zuletzt wieder etwas teurer. Allerdings liegen die Rohölpreise mit um 50 Dollar je Barrel (159 Liter) immer noch weit entfernt von einstigen Höchstständen von mehr als 100 Dollar.

Welche Folgen hat das für die Entwicklung der Verbraucherpreise?

Energie - also Kraftstoffe und Heizöl, aber auch Gas und Strom - fließen mit fast elf Prozent in die Berechnung der Teuerungsrate ein. Niedrige Energiepreise dämpfen daher den Preisauftrieb insgesamt. Wie stark der Einfluss sein kann, zeigen zum Beispiel die April-Daten. Die Inflationsrate insgesamt lag um 0,1 Prozent niedriger als im Vorjahresmonat. Ohne Energie wäre sie nach Angaben des Statistischen Bundesamt aber um 0,9 Prozent gestiegen.

Was bedeutet das für Verbraucher?

Sie müssen weniger an der Tankstelle und fürs Heizen zahlen. Hinzu kommt: Bisher liegen die Tarifabschlüsse in Deutschland deutlich über der Inflationsrate. Weil die Preise 2016 kaum steigen dürften, könnte bei vielen unterm Strich mehr übrig bleiben. Die EZB rechnet im Gesamtjahr mit einem mageren Preisauftrieb von 0,1 Prozent im Euroraum. Die Bundesbank erwartet für Deutschland eine Teuerungsrate von einem viertel Prozent. Bereits im vergangenen Jahr schlugen die Lohnerhöhungen wegen der geringen Teuerung (0,3 Prozent) nahezu vollständig auf die Reallöhne durch.

Warum bereitet die Mini-Inflation der EZB Sorgen?

Dauerhaft niedrige oder gar sinkende Preise gelten als Risiko für die Konjunktur. Unternehmen und Verbraucher könnten Anschaffungen aufschieben, weil sie erwarten, dass es bald noch billiger wird. Die EZB strebt daher mittelfristig eine Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent im Euroraum an - weit genug entfernt von der Nullmarke. Um die Inflation anzukurbeln, senkten die Währungshüter im März den Leitzins auf Null, weiteten ihr milliardenschweres Kaufprogramm aus und brummten Banken und Sparkassen höhere Strafzinsen auf, wenn sie Geld bei der EZB parken. Das soll die Kreditvergabe beflügeln und so den Preisauftrieb anschieben.

Wirken die Maßnahmen?

Bis jetzt verharrt die Inflation in Deutschland und im Euroraum im Keller. Auch im Mai dürfte der Preisauftrieb gering ausfallen. EZB-Präsident Mario Draghi betont allerdings, die Währungshüter hätten mit ihrer Geldpolitik eine desaströse Deflation verhindert.

Sind weitere geldpolitische Schritte bei der Ratssitzung an diesem Donnerstag wahrscheinlich?

Aus Sicht von EZB-Chefvolkswirt Peter Praet sind weitere Zinssenkungen im Euroraum derzeit nicht angebracht. Es brauche noch Zeit, um die Wirkung zuletzt beschlossener Maßnahmen bewerten zu können. Nach Einschätzung von Ökonomen dürfte die EZB eher gegen Ende des Jahres noch einmal nachlegen, falls die Inflation weiter nicht in Schwung kommen sollte.

Welche Folgen hat die EZB-Politik für Sparer?

Gerade in Deutschland so beliebte Anlagen wie Tages- und Festgeld werfen kaum noch etwas ab. EZB-Präsident Draghi weist aber daraufhin, dass die niedrige Inflation die negativen Effekte der niedrigen Zinsen ausgleiche. "Was wirklich zählt, ist, was Sie an realen Erträgen für ihre Ersparnisse bekommen." Derzeit liege die Verzinsung minus Inflation höher als im Durchschnitt der 1990er Jahre. "Zu der Zeit hatten Sie höhere Zinsen auf dem Sparbuch, aber zugleich meist Inflation, die weit darüber lag und alles auffraß", sagte Draghi jüngst der "Bild"-Zeitung. Bei langfristigen Sparanlagen machen sich die Folgen der Zinspolitik der EZB allerdings durch den Zinses-Zins-Effekt bemerkbar.