Moody's senkt Bonität der Commerzbank und weiterer Institute
Stand: 07.06.2012
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Frankfurt/Main - Die Ratingagentur Moody's hat den Daumen über die Commerzbank und neun weitere Institute in Deutschland und Österreich gesenkt. Grund für die Herabstufung der Kreditwürdigkeit sei nach Angaben der Ratingagentur ein "erhöhtes Risiko weiterer Schocks, die von der Schuldenkrise in der Euro-Zone ausstrahlen".
Die Bonitätsprüfer senkten die Benotung der Commerzbank um eine Stufe auf "A3". Zudem ist der Ausblick negativ, wie die Ratingagentur am Mittwoch mitteilte. Das bedeutet, dass Moody's die Gefahr einer weiteren Herabstufung sieht. Das teilverstaatlichte Institut wollte die Entscheidung nicht kommentieren. Die Börse reagierte gelassen. Die Commerzbank-Aktien legten in einem freundlichen Markt bis zum Nachmittag um 1,37 Prozent auf 1,37 Euro zu.
Auch die Kreditwürdigkeit der genossenschaftlichen DZ Bank, der Dekabank, der Deutschen Hypothekenbank sowie der Landesbanken Baden-Württemberg, Hessen-Thüringen und NordLB wurde um je eine Stufe herabgestuft. Ebenso erging es der deutschen Tochter der italienischen Unicredit, der HypoVereinsbank. Insgesamt erhielten sieben deutsche Geldhäuser und drei österreichische Banken schlechtere Noten. Die Neubewertung der Deutschen Bank einschließlich Postbank ist den Angaben zufolge noch nicht abgeschlossen.
Nochmal davon gekommen
Die Institute kamen allerdings vergleichsweise glimpflich davon. "Ursprünglich hatten wir befürchtet, die zur Neubewertung stehenden Banken um zwei Stufen senken zu müssen", sagte Moody's-Analystin Carola Schuler am Mittwoch der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Die Refinanzierungsrisiken seien jedoch vergleichsweise gering. Zudem seien deutsche Banken heute liquider als noch vor einem Jahr.
Die Agentur begründete die Schritte mit Risiken überschuldeter Staaten und dortiger Banken, denen sich deutsche Institute nicht gänzlich entziehen könnten. Die Geldhäuser hätten nur begrenzte Fähigkeiten, Verluste abzufangen. Die Commerzbank war Ende März laut Geschäftsbericht mit rund 14 Milliarden Euro allein in Spanien engagiert, 4,4 Milliarden waren Forderungen gegenüber Banken. Auch die Bewertungen der irischen und Luxemburger Tochtergesellschaften der Commerzbank wurde herabgesetzt.
Die Macht der Ratingagenturen ist ungebrochen
Die Bewertungen der Ratingagenturen sind für die Geschäfte der Banken von nicht unerheblicher Bedeutung. Je schlechter die Bonität eines Schuldners eingeschätzt wird, desto teurer und schwieriger kann es für diesen werden, sich frisches Geld zu besorgen - denn die Geschäftspartner beurteilen die Risiken auch auf Basis der von den Agenturen vergebenen Buchstabencodes.
In Österreich wurde die Benotung der Unicredit Austria und der börsennotierten Raiffeisen Bank um eine Stufe auf "A3", beziehungsweise "A2" gesenkt. Die Erste Bank erhielt sogar eine Herabstufung um zwei Noten auf "A3". Die Risiken durch Problemkredite in osteuropäischen Kernmärkten österreichischer Banken bleiben nach Ansicht der Ratingagentur weiter hoch. Als weiteren Grund für die Herabstufung nannte Moody's das vergleichsweise geringe Eigenkapital der österreichischen Banken.
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