Moody's nimmt Bundesländer und EFSF ins Visier
Stand: 25.07.2012
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Frankfurt/Washington - Nachdem Moody's am gestrigen Dienstag die Spitzennote Deutschlands in Zweifel gezogen hat, nimmt die Ratingagentur nun auch die Bundesländer sowie den EFSF genauer unter die Lupe. Dem Rettungsfonds droht eine Abwertung seiner Bonität. Die Überprüfung erfolgt quasi automatisch aufgrund der großen Abhängigkeit voneinander.
Am späten Dienstag senkte Moody's zunächst den Ausblick von Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt von "stabil" auf "negativ". Auch die Erste Abwicklungsanstalt (EAA) - die Resterampe der gestrauchelten WestLB - könnte im Verbund mit Nordrhein-Westfalen abgestuft werden. Am frühen Mittwoch dann bekam auch der EFSF einen negativen Ausblick verpasst.
Ein schlechteres Rating kann bedeuten, dass für die Aufnahme von frischem Geld höhere Zinsen fällig werden. Denn Gläubiger müssen davon ausgehen, dass ihr Geld weniger sicher ist. Mindestens ist eine Abstufung aber ein Imageschaden.
Negativer Ausblick für EFSF
Die genannten Bundesländer besitzen sehr gute Ratings, Bayern und Baden-Württemberg sogar die Bestnote von "AAA" - wie auch die Bundesrepublik als Ganzes. Die Überprüfung der Länderratings erfolgt, weil Bund und Länder eng verflochten sind und im Notfall für einander einstehen. Aus dem gleichen Grund überprüft Moody's auch mehrere niederländische Ratings sowie das vorläufige Langzeitrating des EFSF. Wie zuvor bei den drei Euroländern beließ Moody's auch dem EFSF die Bestnote AAA für die Kreditwürdigkeit. Allerdings ist ein negativer Ausblick der erste mögliche Schritt für eine Abwertung.
Moody's warnte, der Fonds könnte seine Bestnote innerhalb der kommenden zwölf bis 18 Monate verlieren. Dies wäre vor allem der Fall, wenn den wichtigsten Bürgen ebenfalls ihre Topnote entzogen würde. Für die Entscheidung, die Aussichten unter anderem für Deutschland auf "negativ" zu setzen, hatte die US-Ratingagentur die "wachsende Unsicherheit" über den Ausgang der Schuldenkrise in der Eurozone angeführt.
Der Rettungsfonds EFSF war im Jahr 2010 ins Leben gerufen worden, um den angeschlagenen Euroländern unter die Arme greifen zu können. Die benötigten Mittel leiht sich der Fonds am Finanzmarkt, die Euroländer garantieren dafür. Bislang muss der Fonds verleichsweise niedrige Zinsen zahlen, da er mit der besten Kreditwürdigkeit (AAA) bewertet wird.
Der Fonds finanziert derzeit Finanzhilfen für Irland und Portugal und unterstützte Griechenland bei der Rekapitalisierung seiner Banken. Auch den spanischen Banken sollen zunächst Hilfen aus dem EFSF-Topf zugute kommen. Der EFSF-Fonds soll durch den dauerhaften Rettungsfonds ESM ersetzt werden.
Ungewisser Ausgang der Schuldenkrise beunruhigt
Moody's hatte am Montag angekündigt, die Spitzenratings von Deutschland, den Niederlanden und Luxemburg unter die Lupe zu nehmen angesichts der steigenden Unsicherheit über den Ausgang der Schuldenkrise. Die Ratingagentur fürchtet, dass die wirtschaftlich starken Staaten weitere Lasten schultern müssen für die in Not geratenen Euroländer. Im Falle Deutschlands hatte Moody's überdies auf das starke Engagement der hiesigen Banken in den Problemstaaten verwiesen.
Eine Abstufung ist jedoch keineswegs eine ausgemachte Sache. Auch die führende Ratingagentur Standard & Poor's hatte vor einigen Monaten die Spitzenbonität Deutschlands infrage gestellt. Letztlich blieb die Note aber unangetastet. Entscheidet sich Moody's jedoch für eine Abstufung, würde dies eine Kettenreaktion in Gang setzen. Auch Banken müssen dann mit schlechteren Ratings rechnen.