Miese Aussichten für Sparer: Minizins bleibt, Inflation zieht an
Stand: 07.01.2014
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa
Wiesbaden/Frankfurt - Ihre Vorliebe für sichere Geldanlagen kommt die deutschen Sparer immer teurer zu stehen. Seit Monaten warnen Experten vor der schleichenden Enteignung, weil die Zinsen auf dem Sparbuch oder dem Tagesgeldkonto mickrig sind und unter der Inflation liegen - Sparer verlieren also real Geld. Immerhin war die Jahresteuerung 2013 mit voraussichtlich 1,5 Prozent aber außerordentlich niedrig. Das hat die Verluste begrenzt.
Doch 2014 dürfte die Schere zwischen Habenzins und Inflation weiter auseinandergehen, warnt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. Die Inflation bewege sich in den kommenden Jahren allmählich in Richtung zwei Prozent, während die Zinsen auf absehbare minimal bleiben: "Für alle zinsabhängigen Sparer sind die Aussichten sehr mager. Die Verluste werden sich ausweiten." Auch DIW-Deutschlandexperte Simon Junker malt kein rosiges Bild für Sparer: "Die Renditen, die mit geringem Risiko erzielt werden können, dürften unter der Inflationsrate bleiben."
Dass die mickrige Verzinsung auf Tagesgeld- und Sparkonten die Menschen hierzulande besonders hart trifft, liegt an der relativ hohen Sparquote und dem Hang zur sicheren Anlage. Tatsächlich liegen nach Zahlen der Deutschen Bundesbank gut 40 Prozent des deutschen Geldvermögens in Spar-, Termin- und Sichteinlagen, aber nur gut fünf Prozent in Aktien.
2012 verloren die Deutschen 5,8 Milliarden Euro
Schon im Herbst hatte die Allianz errechnet, dass die Niedrigzinspolitik der EZB die deutsche Sparer Milliarden kostet. Der Versicherer stellte Einbußen aufgrund niedriger Guthabenzinsen den Vorteilen günstiger Kreditzinsen gegenüber. Das Ergebnis: Die Menschen in Deutschland verloren 2012 im Saldo 5,8 Milliarden Euro. Je länger die Phase der extrem niedrigen Zinsen anhalte, desto größer dürften die Verluste werden. Denn höhere Zinsbindungen laufen nach und nach aus.
Seither haben Europas Währungshüter die Leitzinsen nochmals von 0,5 Prozent auf 0,25 Prozent gesenkt. Und EZB-Präsident Mario Draghi hat wiederholt, dass die Notenbank die Zinsen "für längere Zeit auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau" halten wird.
Niedrigzinsen treiben Vermögenspreisinflation
Da die Krisenländer Südeuropas ihren Sparkurs fortsetzen und die Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen müssen, dürfte der Preisauftrieb im Euroraum insgesamt geringer ausfallen als in Deutschland. Die Währungshüter erwarten 2014 nach ihrer jüngsten Prognose eine Inflation von 1,1 Prozent. 2015 werde sich der Preisauftrieb kaum auf nur 1,3 Prozent beschleunigen. Die EZB hat also wenig Anlass, die Zinsen bald anzuheben. Denn die Jahresteuerung liegt auf Jahre deutlich unter der Zielmarke der EZB, die Preisstabilität bei einer Rate knapp unter zwei Prozent gewahrt sieht.
Dabei warnt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer bereits heute: "Die Niedrigzinsen helfen der Konjunktur nicht, treiben aber die Vermögenspreisinflation." Krämer empfahl, den Leitzins wieder auf 0,5 Prozent anzuheben. Denn die faktische Nullzinspolitik verführe Anleger auf ihrer verzweifelten Suche nach Rendite, zu hohe Risiken einzugehen. Zugleich geben die Menschen ihr Geld derzeit lieber aus, als es auf die hohe Kante zu legen. Die Sparquote ist jedenfalls nach früheren Angaben von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann auf dem niedrigsten Stand seit 2002. Das ist gut für die Konjunktur, kann aber ein gefährliches Loch in die private Altersvorsorge reißen.