MasterCard sieht im kontaktlosen Bezahlen den Zukunftsmarkt
Stand: 27.06.2011
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Frankfurt/Main - Der Kreditkartenanbieter MasterCard setzt auf das kontaktlose Bezahlen und hofft auf ein großes Geschäft. "Das Bezahlen mit einer Kontaktlos-Technologie wird das Zahlungsverhalten verändern", prognostiziert Luke Olbrich, Chef im Bereich Debitkarten bei MasterCard in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in Frankfurt. "Das wird dazu führen, dass öfter mit Karte bezahlt wird. Auch bei kleineren Beträgen."
Bei mehr als 320.000 Händlern weltweit können MasterCard-Kunden heute über das kontaktlose System "PayPass" bezahlen, etwa in Berlin in der Galerie Lafayette oder in den französischen Carrefour-Supermärkten. "In Deutschland fängt das jetzt richtig an", hofft Olbrich. So werde Aral bis 2013 alle Tankstellen mit dieser Technik ausstatten.
Keine Autorisierung bis zu einem Betrag von 25 Euro
Derzeit ließen Kunden in Deutschland ihre Karten gerade bei kleineren Rechnungen oft stecken und griffen eher auf Bargeld zurück. Von dem berührungsfreien Bezahlen verspricht sich MasterCard jedoch einen kräftigen Schub: "Künftig muss man die Karten nicht mehr irgendwo durchziehen oder reinstecken, sondern nur in einem Abstand von weniger als vier Zentimetern Entfernung an ein Terminal halten. Dann wird die Transaktion durchgeführt." Bis zu einem Betrag von 25 Euro sei in der Regel keine weitere Autorisierung nötig. Bei höheren Summen werde zur Sicherheit eine Unterschrift oder eine PIN verlangt.
Die derzeit verbreiteten Plastikkarten blieben allerdings mindestens noch weitere fünf Jahre in Gebrauch, schätzt Olbrich. Die große Zahl von Terminals weltweit, die den Magnetstreifen benötigten, sei zu groß für eine schnellere Entwicklung. Aber viele Verbraucher seien schon bereit, ihren Zahlungsverkehr komplett auf ihr Smartphone umzustellen. "Der Konsument wird die Wahl haben. Uns ist egal, ob der Kunde per Mobiltelefon, Karte oder Armbanduhr bezahlt."
Markt der Zahlungsverfahren befindet sich im Umbruch
Dass der Umbruch des Multi-Milliarden-Marktes Mobilfunk-Konzerne, Handy-Hersteller, Banken, Finanzdienstleister und Internet-Riesen wie Google zu Rivalen macht, sorgt Olbrich nicht: "Wie wir bezahlen, wird sich verändern. Aber es wird immer über Zahlungsverkehrsdienstleister wie uns abgewickelt werden." Das zeige die Zusammenarbeit von MasterCard mit Google und Citigroup bei "Google Wallet".
Wann dieser gerade in den USA gestartete Pilotversuch nach Europa kommt, kann Olbrich nach eigenen Worten nicht vorhersagen: "Aber die Smart-Phone-Nutzung nimmt auch in Europa zu." Der Vorteil sei, dass der Kunde seine Karte nicht mehr aus der Hand gebe und schneller bezahlen könne.
Insgesamt hinkt Deutschland bei der Kartennutzung hinterher. In Schweden laufen sieben von zehn Transaktionen elektronisch ab, hierzulande liegt die Bargeldquote im Einzelhandel ohne Tankstellen immer noch bei 60 Prozent.
Um die Akzeptanz zu erhöhen, sei es wichtig, dass die Verbraucher überall mit Karte bezahlen könnten. Sorgen bereitet Olbrich deshalb die teilweise Umstellung von herkömmlichen Karten auf Karten ohne Magnetstreifen. Betroffen von dem Systemwechsel sind etwa Postbank-Kunden sowie Kunden einiger Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken, die eine V Pay-Karte von Visa haben. Dieser Schritt soll die Sicherheit erhöhen. Die Stiftung Warentest berichtete jedoch von Beschwerden, weil Bankkundenkarten im Ausland nicht funktionierten.
V Pay soll Sicherheit erhöhen
Visa Europa begründet die Umstellung mit "dem massiven Anstieg von Betrugsfällen durch das Ausspähen (Skimming) und Kopieren des Girocard-Magnetstreifens an deutschen Geldautomaten". Auch die Banken erklären den Systemwechsel mit der höheren Sicherheit von V Pay: Die Karten werden mit einem neuen Chip ausgegeben, der die Kartendaten vor dem Kopieren und Verfälschen schützen soll.
Olbrich aber fürchtet um den Ruf des Bargeldlosen Bezahlens: "Wenn die Deutschen dieses Jahr mit einer reinen Chipkarte in den Urlaub fahren, werden sie merken, dass sie außerhalb Europas, aber sogar an vielen Orten in Europa solche Karten weder zum Geldabheben noch zum Bezahlen benutzen können. Verbraucher könnten dann zum Bargeld zurückkehren, statt die Karte einzusetzen."
Nach Branchendaten kommt MasterCard derzeit auf 15 Millionen Kreditkarten in Deutschland, Visa auf 14,2 Millionen und American Express auf etwa 1,8 Millionen.