Libor-Skandal: Verwicklung der Deutschen Bank unklar
Stand: 29.11.2012
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Berlin - Inwiefern die Deutsche Bank in den Libor-Skandal verwickelt ist, bleibt weiterhin im Dunkeln. Der von Co-Chef Jain entsandte Rechtsvorstand Stephan Leithner hält sich bisher weitgehend bedeckt.
Die Deutsche Bank blieb in einer Anhörung vor dem Finanzausschuss des Bundestages bei ihrer Linie. "Wir haben ein Fehlverhalten einzelner Mitarbeiter festgestellt", sagte Vorstandsmitglied Stephan Leithner. Den internen Untersuchungen zufolge könne die Bank ausschließen, dass das höhere Management an Manipulationen beteiligt gewesen sei.
Die Ermittlungen des Bundesamtes für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) haben noch keine konkreten Ergebnisse zutage gefördert. Zwar sagte der Exekutivdirektor der Bankenaufsicht, Raimund Röseler, es gebe Hinweise auf Absprachen zwischen Händlern verschiedener Banken. Die Ermittlungen seien aber nach wie vor nicht abgeschlossen. Derzeit läuft bei der Deutschen Bank eine Sonderprüfung.
Hintergrund des Skandals: Mehrere Banken sollen weltweit jahrelang durch falsche Angaben versucht haben, zu ihren Gunsten auf den Geldmarktzinssatz "London Interbank Offered Rate" (Libor) einzuwirken. Die britische Großbank Barclays hat in der Sache bereits Strafzahlungen akzeptiert. Der Libor wird unter anderem als Grundlage für Geldgeschäfte von Banken untereinander verwendet und täglich durch eine Abfrage der Zinssätze bei Großbanken ermittelt.
Wiederholt verwies der im Führungsgremium der Deutschen Bank für Rechtsfragen zuständige Leithner auf noch laufende Untersuchungen und Vorverfahren, weswegen bestimmte Details nicht öffentlich gemacht werden könnten. Zur Frage, wie schnell und wie umfassend die Deutsche Bank auf erste Hinweise reagiert habe, bezog er auch auf mehrfache Nachfrage keine Stellung.
Jain war der Einladung des Finanzsausschusses nicht gefolgt
Der seit Juni amtierende Co-Chef der Deutschen Bank Anshu Jain war der Einladung des Ausschusses nicht gefolgt. Das hatte in den vergangenen Tagen für Verstimmung gesorgt - auch bei Ex-Bankchef Josef Ackermann. Gerhard Schick, finanzpolitischer Sprecher der Grünen, kritisierte Jain dafür. In Deutschland halte man es offensichtlich nicht für nötig, in den Bundestag zu kommen. "Das ist nicht das Dialogangebot, das ich von Herrn Jain öffentlich vernommen habe."
Die knapp gehaltenen Antworten der Banker waren unter Ausschussmitgliedern zwar erwartet worden - sorgten aber dann doch für Missfallen. "Nun haben wir nach einer Stunde schon 40 Antworten - so etwas haben wir noch nie erlebt", sagte der finanzpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Klaus-Peter Flosbach (CDU).
Hugo Bänziger, bei der Deutschen Bank von 2008 bis zu Jains und Fitschens Amtsantritt als Risikovorstand zuständig für die Einhaltung von Richtlinien, konnte ebenfalls nur wenig Erhellendes beisteuern. Seine Abteilung selbst habe die gemeldeten Zinssätze nicht überprüft - sie sei für Finanzdaten nicht zuständig gewesen. Nach Aufkommen der ersten Hinweise sei der Vorstand in der Manipulationsskandal aber sehr aktiv geworden. "Wir haben Millionen von E-Mails zur Seite getan".