Libor-Skandal: UBS muss 1,4 Milliarden Franken Strafe zahlen
Stand: 19.12.2012
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London/Zürich - Die Schweizer Bank UBS kauft sich mit einer Riesen-Geldbuße im Libor-Skandal frei. Das Institut einigte sich mit den Behörden auf die Zahlung von 1,4 Milliarden Franken (1,16 Milliarden Euro).
Die Schweizer legen damit deutlich mehr als die britische Großbank Barclays auf den Tisch, um die staatlichen Ermittlungen wegen des Libor-Skandals aus der Welt zu schaffen. Im vierten Quartal fällt unter anderem wegen der Strafe ein hoher Verlust an. Die UBS-Aktie verlor in den ersten Handelsminuten nur leicht an Wert, nachdem bereits in den vergangenen Tagen über eine hohe Strafzahlung spekuliert wurde.
In den Vergleichen musste UBS zahlreiche Verstöße öffentlich einräumen. So erklärte sie, dass "bestimmte Mitarbeitende" an dem Versuch beteiligt gewesen wären, die Eingaben für Referenzzinssätze für Gewinne zu manipulieren. Bei einer Tochter in Japan musste sich das Institut sogar offiziell schuldig erklären, "gewisse" Referenzzinssätze "durch Missbrauch elektronischer Kommunikation" manipuliert zu haben.
In der Finanzkrise Daten geschönt
Zudem hätten einige Beschäftigte beim Melden der Libor-Daten in der Finanzkrise falsche Angaben gemacht, um vom tatsächlichen Zustand der Finanzbranche abzulenken. Mit den geschönten Daten hätten sie eine "unfaire und negative Markt- und Medieneinschätzung" verhindern wollen, erklärte die Bank. Der Libor entspricht dem durchschnittlichen Zinssatz, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen. Steigen die Zinsen, ist das ein Zeichen für Misstrauen. Vom Libor, den es für unterschiedliche Währung gibt, hängen Finanzprodukte im Volumen von mehreren hundert Billionen US-Dollar ab.
In das Betrugskartell sollen zahlreiche Großbanken verstrickt sein. Weltweit laufen Ermittlungen gegen mehr als ein Dutzend Institute, darunter auch die Deutsche Bank. Die Strafe für die UBS ist die bislang höchste. Sie muss mehr als dreimal so viel wie die britische Bank Barclays bezahlen, die im Sommer als erste eine Strafe von 290 Millionen Pfund (rund 356 Mio Euro) akzeptierte. Daraufhin musste Vorstandschef Bob Diamond gehen. Die Royal Bank of Scotland rechnet in Kürze mit einer Bestrafung.
Milliarden-Verlust erwartet
Neben der Milliardenstrafe in Sachen Libor drücken im vierten Quartal Rückstellungen für weitere Rechtsfälle und der Konzernumbau die Bank tief in die roten Zahlen. Unter dem Strich dürfte ein Fehlbetrag von 2,0 Milliarden Franken bis 2,5 Milliarden stehen. Allein an das US-amerikanische Justizministerium und die US-Handelsaufsichtsbehörde CFTC zahlt die UBS 1,2 Milliarden Franken. Die die britische Finanzaufsicht FSA erhält 160 Millionen Pfund. 59 Millionen Franken gehen an die Schweizer Behörde Finma.
Die Bank betonte, "vollumfänglich" mit den Behörden zusammengearbeitet zu haben. In einigen Bereichen hatte sie sogar Kronzeugenstatus. Vor diesem Hintergrund könnte die hohe Strafe eine bedrohliches Zeichen für andere Banken sein.
"Kein Gewinn wichtiger als Reputation der Bank"
"Im Verlauf der Untersuchungen haben wir ein inakzeptables Verhalten von gewissen Mitarbeitenden festgestellt", sagte Vorstandschef Sergio Ermotti. "Wir bedauern dieses unangemessene und unethische Verhalten zutiefst. Kein Gewinn, unabhängig vom Betrag, ist wichtiger als die Reputation der Bank. Wir legen größten Wert auf integres Geschäftsgebaren." Ermotti hatte vor gut einem Jahr Oswald Grübel abgelöst, der nach dem Skandal um einen Zockerverlust von 2,3 Milliarden Dollar im Londoner Investmentbanking seinen Hut nahm.
Zusammen mit dem dem seit Frühjahr amtierenden Verwaltungsratschef Axel Weber, der vor seinem Wechsel in die Privatwirtschaft Präsident der Deutschen Bundesbank war, krempelt Ermotti die UBS um. Er streicht einen großen Teil des Investmentbankings. Die Zahl der Angestellten soll bis 2015 um knapp 10.000 auf 54.000 sinken.
Bankenwelt im Fokus
Die Bankenwelt steht generell im Fokus der Ermittler. So musste die britische HSBC wegen des Vorwurfs der Geldwäsche erst vergangene Woche die Rekordsumme von 1,9 Milliarden Dollar in den USA berappen. HSBC-Filialen sollen aus Ländern wie Mexiko, Iran oder Saudi-Arabien Gelder im Milliardenumfang in die USA transferiert haben. Dies habe, so der Vorwurf, Drogenhändlern und Terroristen in die Hände gespielt. Bei der Deutschen Bank sorgte in der vergangenen Woche eine Razzia wegen des Verdachts des Steuerbetrugs beim Handeln mit Luftverschmutzungsrechten für Aufregung.