Libor-Skandal bringt Banken um ihre gute Bonität
Stand: 14.11.2012
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New York - Der Skandal um manipulierte Referenz-Zinssätze könnte die beteiligten Banken nicht nur um ihren guten Ruf, sondern auch um ihre gute Kreditwürdigkeit bringen. Nach Einschätzung der Ratingagentur Moody's liegt die Gefahr für die Banken dabei noch nicht einmal in etwaigen Geldstrafen, sondern vielmehr in möglichen Gerichtsverfahren. Erste Klagen auf Schadenersatz gibt es bereits.
Die Geldstrafen seien wahrscheinlich durch die Gewinne der Banken gedeckt, erklärte Moody's in New York. Die Verluste aus den Prozessen könnten dagegen weit größer ausfallen - und am Ende sogar negative Auswirkungen auf die Kreditwürdigkeit haben. Eine Abwertung der Bonität könnte das Tagesgeschäft der Banken direkt belasten, weil ihnen dann droht, dass sie schwieriger an frisches Geld herankommen.
Der Ausgang der Gerichtsverfahren sei allerdings "höchst unsicher und dadurch schwierig zu beziffern", schränkte Moody's ein. Unter anderem hatten US-Hausbesitzer gegen ein Dutzend Kreditinstitute geklagt, darunter die Deutsche Bank. Die Gruppe wirft ihnen vor, durch die gemeinschaftliche Manipulation des Libor-Zinssatzes die Kosten für ihre Eigenheim-Hypotheken in die Höhe getrieben zu haben.
Der sogenannte Libor (London Interbank Offered Rate) wird täglich aus den Meldungen einzelner Banken ermittelt und stellt den durchschnittlichen Zinssatz dar, zu dem sich die Institute untereinander Geld leihen. Der Libor-Satz dient als Referenz für Geldgeschäfte in Billionenhöhe.
Die Hausbesitzer hatten für ihre Hypotheken variable Zinssätze gewählt, die sich am Libor orientierten. Auch institutionelle Investoren fühlen sich von den Banken geschädigt, darunter eine Fondsgesellschaft, die zur Frankfurter Privatbank Metzler gehört. Sie beteiligte sich bereits im Sommer an mehreren Sammelklagen.
Mehr als ein Dutzend Geldhäuser sind mittlerweile ins Visier der staatlichen Ermittler geraten. So ging auch beim WestLB-Nachfolger Portigon in Düsseldorf ein Auskunftsersuchen der Staatsanwälte von New York und Connecticut ein. Die britische Barclays hatte Ende Juni bereits eine Strafe von 290 Millionen Pfund (370 Mio Euro) akzeptiert, Vorstandschef Bob Diamond trat zurück.