Leichter Dämpfer für die Wirtschaft im Euroraum
Stand: 24.10.2017
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London - Die stimmung in den Unternehmen im Euroraum hat sich im Oktober deutlicher eingetrübt als von den Experten erwartet. Trotzdem befinde sich die Wirtschaft weiterhin auf Wachstumskurs.
Die Stimmung der Unternehmen im Euroraum hat sich im Oktober von hohem Niveau aus überraschend deutlich verschlechtert. Der Einkaufsmangerindex für die Gesamtwirtschaft der Eurozone fiel um 0,8 Punkte auf 55,9 Punkte, wie das Institut IHS Markit in London mitteilte. Volkswirte hatten nur mit einem geringen Rückgang auf 56,5 Punkte gerechnet.
Experten sehen die Zukunft optimistisch
Trotz des überraschend starken Dämpfers werten Experten die Zahlen weiterhin positiv. Während der Optimismus mit Blick nach vorn etwas gedämpft wurde, stellen die Firmen verstärkt neue Mitarbeiter ein. Positiv überraschte Frankreich.
Trotz des aktuellen Rückgangs liegt die Kennzahl für den Euroraum weiterhin deutlich über der Grenze von 50 Punkten und signalisiert damit ein beschleunigtes Wachstum. Der Indikator für die Dienstleister verschlechterte sich. Bei der Industrie ging es dagegen bergauf. Hier stieg der Indikator auf den höchsten Stand seit über sechseinhalb Jahren.
Binnennachfrage stützt den positiven Ausblick
Markit-Experte Andrew Harker interpretiert die Zahlen daher auch weiterhin positiv: "Die Wirtschaft der Eurozone hatte bislang ein gutes Jahr und erste Anzeichen weisen nun darauf hin, dass sich dies zum Beginn des Schlussquartals 2017 fortsetzt."
Die Firmen hätten zuletzt so viele Stellen geschaffen wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr. Im Industriesektor war die Entwicklung sogar so gut wie seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1997 nicht. Negative Auswirkungen des zuletzt gestärkten Euro auf Exportfirmen hätten sich nicht gezeigt. Die Zahlen rechtfertigen laut Harker auch die angepeilte Reduzierung der Wertpapierkäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB).
Christoph Weil, Experte bei der Commerzbank, sieht die Euro-Wirtschaft unbeeindruckt von einer zuletzt etwas schwächeren globalen Nachfrage. "Die Abkopplung der Industrie im Euroraum von der globalen Konjunktur zeigt, dass der Aufschwung vor allem von der Binnennachfrage getragen wird", so der Ökonom.
Frankreich entwickelt sich besonders gut
Dass der Indikator trotz der positiven Gesamtlage dennoch etwas zurückging, sei auf einen etwas gedämpften Optimismus mit Blick nach vorn zurückzuführen, hieß es bei Markit. Dennoch bleibe die Zuversicht der Unternehmen für die kommenden zwölf Monate weiter robust.
Während sich in Deutschland die Stimmung sowohl in der Industrie als auch bei den Dienstleistern etwas verschlechterte, hellte sie sich in Frankreich überraschend auf und verwies auf das stärkste Produktionswachstum seit Mai 2011. Klammere man die beiden größten Volkswirtschaften des Euroraums aus, hat sich allerdings laut Markit die Aktivität so schwach entwickelt wie seit einem Jahr nicht mehr.
Der Kurs des Euro reagierte leicht positiv auf die Daten. Trotz der etwas enttäuschenden Zahlen legte die Gemeinschaftswährung etwas zu, erreichte aber nicht ihr Tageshoch vom frühen Morgen.