Lebensversicherung: Weniger Versicherte verkaufen Policen
Stand: 14.07.2010
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Frankfurt/Berlin - Im letzten Jahr haben wieder weniger Menschen ihre Lebensversicherung als Notgroschen genutzt. Hatten 2008 noch 4,0 Prozent der Lebensversicherten ihre Police versilbert, sank dieser Wert 2009 auf 3,86 Prozent. Das teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin auf Anfrage mit. Demnach lag die sogenannte Stornoquote 2009 unter dem Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre (3,90 Prozent). Höher als 2008 lag die Quote zuletzt 2003 (4,02) und 2004 (4,20).
Peter Schwark aus der GDV-Hauptgeschäftsführung sieht im Rückgang der Stornoquote ein positives Zeichen. Obwohl die Wirtschaftskrise noch längst nicht ausgestanden sei, hielten die Versicherten an der Vorsorge fest. "Die Menschen stehen zu ihrer Altersvorsorge und werfen sie nicht fahrlässig über Bord", sagte Schwark.
In absoluten Zahlen wirken die vorzeitig ausgezahlten Leistungen gekündigter Lebensversicherungen gigantisch: 13,85 Milliarden Euro waren es im vergangenen Jahr. Damit wurde fast der Rekordwert aus dem Krisenjahr 2008 erreicht, der damals bei 13,99 Milliarden Euro lag.
Allerdings ist dabei zu beachten, dass das frühe Kündigen einer Lebensversicherung in der Regel wie Geldverbrennen ist. "Das ist im Normalfall in den ersten paar Jahren ein riesiges Verlustgeschäft", sagte der Experte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, Michael Wortberg. Eine Lebensversicherung starte nämlich lange im Minus, weil anfangs Provisionen und Verwaltungskosten abgezogen werden. Und bei einer Kündigung kämen dann nicht selten noch Stornoabschläge hinzu.
Eindringlich warnte Wortberg davor, die Lebensversicherung ohne unabhängige Beratung an Makler zu verkaufen. Bei dieser angeblich lukrativeren Variante der vorzeitigen Kündigung seien viele schwarze Schafe unterwegs. "Dabei ist allerhöchste Vorsicht geboten", sagte Wortberg. Nicht selten mache der Versicherte dabei noch mehr Minus.
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