Lebensversicherer brauchen noch mehr Geld für Altverträge
Stand: 28.01.2014
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Köln - Neuer Tiefschlag für deutsche Lebensversicherer und ihre Kunden: Laut einer Studie der Ratingagentur Assekurata müssen die Unternehmen den Puffer für alte Verträge mit hohen Garantiezinsen für das abgelaufene Jahr um sieben Milliarden Euro aufstocken. Das sind ein bis zwei Milliarden mehr als bislang in der Branche erwartet. 2014 soll die sogenannte Zinszusatzreserve noch stärker anschwellen. Dieses Geld fehlt an anderer Stelle. "Damit dürfte die Überschussbeteiligung für die Kunden mit jüngeren Verträgen weiter sinken", sagte Assekurata-Chef Reiner Will am Montag in Köln.
Grund für diese Entwicklung sind die niedrigen Zinsen an den Finanzmärkten. Im Schnitt wirft eine private Rentenversicherung in diesem Jahr mit dem aktuellen Garantiezins von 1,75 Prozent laut Assekurata eine laufende Verzinsung von 3,40 Prozent ab. Das sind 0,2 Prozentpunkte weniger als ein Jahr zuvor. Vier von fünf Versicherern haben die Überschüsse für 2014 erneut gekürzt, die übrigen halten sie stabil. Berücksichtigt man alle Vertragsarten wie private Lebens- und Renten- sowie Riester- und Rürup-Verträge, geht die laufende Verzinsung nun von 3,68 auf 3,53 Prozent zurück. Grundlage sind die in der Studie erfassten 68 Versicherer.
Altkunden haben jedoch vielfach noch Anspruch auf einen höheren Garantiezins von 3,5 oder 4,0 Prozent. Um die Zinsgarantien für solche Verträge sicherzustellen, müssen die Versicherer seit dem Jahr 2011 eine Zinszusatzreserve aufbauen. Bisher liegt sie bei insgesamt 6,5 Milliarden Euro. Die Bafin ging für 2013 bisher von einer Aufstockung um 6 Milliarden aus, andere Branchenexperten rechnen mit 5 Milliarden. Hat die Assekurata mit ihrer höheren Prognose Recht, würde sich die Zinszusatzreserve auf 13,5 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Für 2014 sollen nach Schätzung der Ratingexperten weitere 8 bis 10 Milliarden Euro hinzukommen.
Das für die Altverträge zurückgelegte Geld führt dazu, dass Kunden mit jüngeren Verträgen noch geringere Überschüsse bleiben, als es wegen der allgemeinen Niedrigzinsen ohnehin der Fall wäre. Lebens- oder Rentenversicherungen, die seit Anfang 2012 abgeschlossen wurden, bieten nur noch einen Garantiezins von 1,75 Prozent. Im kommenden Jahr wird für Neuverträge eine weitere Senkung auf 1,25 Prozent erwartet.
Die Zinssätze beziehen sich allerdings lediglich auf den Anteil der Beiträge, der wirklich angelegt wird. Die Versicherer ziehen zuvor Kosten für ihre Verwaltung und den Vertrieb ab. Bezogen auf die gesamten eingezahlten Beiträge fällt die Verzinsung noch geringer aus. Die garantierte Beitragsrendite beläuft sich laut Assekurata derzeit im Schnitt bei einer Laufzeit von 25 Jahren auf lediglich 0,93 Prozent. Hinzu kommen allerdings verschiedene nicht garantierte Gewinngutschriften.
Dieser Teil der Rendite wird für die Kunden nun immer wichtiger. Die laufende Verzinsung setzt sich aus dem Garantiezins und den nicht garantierten laufenden Überschüssen zusammen. Bei Beendigung des Vertrags kommen in der Regel noch ein Schlussüberschuss und eine Beteiligung an den Bewertungsreserven hinzu.
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