Konsumforscher: EZB-Zins ist für Deutschland zu niedrig
Stand: 24.05.2013
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Nürnberg - Niedrige Zinsen sollen das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Tatsächlich sitzt bei den deutschen Verbrauchern das Geld derzeit locker. Doch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank kann gravierende Folgen für die Altersvorsorge haben, warnen Konsumexperten.
Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank ist aus Sicht von Konsumforschern für Deutschland nicht ohne Gefahr. "Vor dem Hintergrund der noch relativ robusten Konjunktur, die wir haben, ist das Zinsniveau aus meiner Einschätzung zu niedrig. Es liegt für viele Anlagen noch unter der Inflationsrate", sagte Rolf Bürkl vom Marktforschungsunternehmen GfK in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in Nürnberg. "Das ist auf Dauer keine gute Entwicklung, weil die Sparguthaben einer ständigen Entwertung unterliegen."
"Kurzfristig, wenn man von der Entwertung der Sparguthaben absieht, gibt es positive Effekte, weil die Investitionen stimuliert werden", schilderte der Konsumspezialist die Folgen der jüngsten Leitzinssenkung auf das Rekordtief von 0,5 Prozent. Zudem befeuerten die niedrigen Zinsen die Kauflaune, wodurch der private Konsum zu einer stabilen Säule des deutschen Wirtschaftswachstums werde. "Mittel- und langfristig ist das aber eher negativ zu sehen, gerade mit Blick auf die private Altersvorsorge", warnte Bürkl. "Da wird Kapital entwertet, das später in den Rentnerhaushalten fehlen wird."
"Das wird sicherlich nicht endlos weitergehen"
Aktuell profitiert der Konsum in Deutschland vom herrschenden Zinsniveau, weil die Sparer ihr Geld lieber ausgeben, als es zu schlechten Konditionen bei der Bank anzulegen. So investieren viele in werthaltige Anschaffungen wie Immobilien, was laut Bürkl wiederum das Geschäft von Handwerkern und beispielsweise Küchenherstellern ankurbelt - und damit das Wirtschaftswachstum stützt.
"Aber das wird sicherlich nicht endlos weitergehen, dass der Konsum davon profitieren kann", betonte Bürkl. Derzeit jedoch gebe es nur wenige sichere Alternativen. "Dafür müsste man ein höheres Risiko eingehen, doch davor scheuen viele Haushalte zurück." Obwohl etwa der Dax gerade eine rasante Rally hingelegt habe, zögerten viele Menschen, mit ihrem Ersparten an der Börse zu spekulieren.
"Da sind sehr viele Privatanleger durch das Platzen der Dotcom-Blase doch stark verunsichert. Und bei anderen Anlagen im Ausland - ich erinnere an Lehman Brothers - haben einige schmerzliche Erfahrungen gemacht und viel Geld verloren." Entsprechend bleibe vielen Sparern derzeit nichts weiter übrig, als die niedrigen Zinsen zu schlucken. Einen Trost hat Bürkl für sie: "Es ist nicht zu erwarten, dass das Zinsniveau auch für Anlagen noch weiter nach unten geht, weil die Zinsen schon extrem niedrig sind."