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Kollektive Intelligenz kann den Anlageerfolg verbessern

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa-AFX

Frankfurt - Dank der Börsenrally der letzten Jahre hat sich das sogenannte "Social Trading" inzwischen etabliert. Dabei handelt es sich um eine Art modernen Investmentclub: Internet-affine Anleger bündeln ihr Wissen über die Chancen und Risiken einer Aktienanlage, um mehr zu verdienen als der Markt. Konkret stimmen sie zum Beispiel im Netz über Aktienanlagen eines Fonds ab oder kopieren auf einschlägigen Plattformen die Strategien erfolgreicher Händler.

Die Hoffnung dabei ist, dass die Schwarmintelligenz dem Einzelwissen eines Analysten oder eines Bankberaters überlegen ist. Das kann aber nur dann funktionieren, wenn die Anleger nicht der Herde hinterherlaufen, sondern eine unabhängige Meinung vertreten, sagt Corvin Schmoller, Geschäftsführer der Plattform Intelligent Recommendations.

Frage: Warum orientieren sich Anleger bei ihren Investments zunehmend an anderen Anlegern, statt zum Beispiel einem Fondsmanager zu vertrauen?

Schmoller: "Viele Anleger sind mit der Wertentwicklung klassischer Fonds unzufrieden. Den Managern gelingt es oft nicht, eine höhere Rendite zu erwirtschaften als ihr Vergleichsindex. Ein Grund dafür ist die schiere Masse an Informationen, die das Internet heutzutage liefert und die von einem einzelnen kaum noch bewältigt werden kann. Deshalb erscheint es vielversprechender, Anlageentscheidungen auf Basis kollektiver Intelligenz zu treffen."

Frage: Was ist damit gemeint?

Schmoller: "Während meiner Magisterarbeit habe ich mich gefragt: Wann werden die Entscheidungen von Anlegern intelligent? Ausgangspunkt meiner Überlegungen war ein Experiment, das ein britischer Naturforscher Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts angestellt hatte. Damals sollten auf einer Nutztiermesse knapp 800 Menschen das Gewicht eines Ochsens schätzen. Die Teilnehmer kamen im Schnitt auf einen Wert von 1197 Pfund, der dem tatsächlichen Gewicht des Tieres von 1198 Pfund sehr nahe kam. Das ist ein Beispiel für kollektive Intelligenz."

Frage: Inwiefern können Ihre Erkenntnisse einen Mehrwert für die Anleger liefern?

Schmoller: "Ähnlich wie bei dem Experiment mit dem Ochsen können auch Investoren das Gesamtwissen einer Gesellschaft nutzen, wenn es etwa um das Kurspotenzial einer Aktie geht. Kollektive Intelligenz kommt umso eher zum Tragen, je mehr Anleger sich beteiligen und je unterschiedlicher diese sind. Eine weitere Voraussetzung ist, dass die Anleger ihre Einschätzungen zu den Aktien unabhängig voneinander abgeben. Sonst entstehen Schwarmsysteme, die nur einem Trend hinterherlaufen. Dann kann sich die Weisheit der Vielen schnell als die Dummheit der Masse erweisen."

Frage: Welche weiteren Fallstricke gibt es?

Schmoller: "Die Anleger nehmen eventuell nur bestimmte Informationen - etwa aus der Tagespresse - wahr und blenden damit wichtige andere Einflussfaktoren auf den Aktienkurs aus. Ferner kann bis zur Auswertung der Einschätzungen und der darauf folgenden Kaufentscheidung wertvolle Zeit vergehen. In der Zwischenzeit können die Aktien bereits auf die Nachrichten reagiert haben, die den Einschätzungen zugrunde lagen. Das Potenzial für weitere Kursanstiege wäre dann begrenzt. In der Summe aber steigt durch kollektive Intelligenz die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Anlageerfolg verbessert."