Jens Weidmann: Merkel-Berater Favorit für Bundesbank-Spitze
Stand: 15.02.2011
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Berlin - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will ihren Wirtschaftsberater Jens Weidmann zum neuen Präsidenten der Bundesbank machen. Das berichtet die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf Regierungs- und Koalitionskreise. Auch die Koalitionspartner CSU und FDP hätten grundsätzlich keine Einwände. Übernimmt der 42-jährige Weidmann tatsächlich das Amt, wäre er der jüngste Notenbank-Chef in der Geschichte der Bundesbank. Der Spitzenposten wird vorzeitig frei, weil der amtierende Präsident Axel Weber Ende April zurücktritt.
Noch sei aber keine endgültige Entscheidung gefallen, hieß es am Dienstag aus dem Umfeld von FDP-Chef Guido Westerwelle. Die Personalie wird wohl noch nicht am Mittwoch im Kabinett behandelt. Offen ist, ob Weidmann zum 1. Mai oder erst später Bundesbank-Chef wird. Der Ökonom könnte zunächst als Vize-Präsident nach Frankfurt gehen, so wie es vor dem überraschenden Weber-Rückzug geplant war.
Wechselt Weidmann sofort an die Spitze, muss Merkel Ersatz auf der Vize-Position finden. Die Bundesregierung hat sowohl für den Präsidenten als auch dessen Vertreter das Vorschlagsrecht. Nach dpa-Informationen könnte so demnächst erstmals eine Frau in den Bundesbank-Vorstand einziehen.
Die FDP-Spitze hält Weidmann für einen guten Kandidaten, verlautete aus der Parteiführung der Liberalen. Wichtig sei, dass der neue Mann an der Spitze eine Bundesbank-Prägung habe. Das trifft auf Weidmann zu, der bereits Abteilungsleiter für Geldpolitik in der Notenbank war und bei Weber studierte.
Merkel hatte Weidmann Anfang 2006 als ihren Berater ins Kanzleramt geholt. Er bereitet auch die Weltwirtschaftsgipfel im Kreis der G8- und G20-Staaten vor. In der Finanzkrise gehörte Weidmann zum kleinen Kreis der Spitzenbeamten, die die gigantischen Rettungspakete für Banken und Wirtschaft steuerten.
Weidmann, der auch beim Internationalen Währungsfonds und bei den Wirtschaftsweisen gearbeitet hatte, gilt als strikter Verfechter einer stabilen Währung. Die tatsächliche Macht der Bundesbank ist seit Gründung der Europäischen Zentralbank aber stark geschrumpft. Der Bundesbank-Präsident verdient rund 400.000 Euro.
Weber, der mit seinem plötzlichen Rückzug mitten in der Euro-Schuldenkrise Merkel in Schwierigkeiten brachte, hatte sich für Weidmann als seinen Nachfolger stark gemacht. "Jetzt ist es Zeit, jüngere Kräfte ranzulassen." Weidmann sei "ein hervorragender Ökonom" und "ein absoluter Profi", sagte Weber im "Spiegel". Ihm zu viel Nähe zur Politik vorzuwerfen, sei nicht gerechtfertigt.
Nach Webers Abgang beharrt die Bundesregierung nicht mehr auf einem Deutschen an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB). Merkels Kandidat Weber galt lange als Favorit für die Nachfolge von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet, der im Herbst aufhört. Weber hatte sich mit seiner Kritik am EZB-Krisenmanagement in der Euro-Schuldenkrise international isoliert und schließlich das Handtuch geworfen.