Jeder Vierte kann wegen Inflation kein Geld mehr sparen
Stand: 13.10.2022
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Gas, Strom, Lebensmittel: Das tägliche Leben in Deutschland hat sich zuletzt extrem verteuert. Viele Menschen haben daher kein Geld mehr übrig, um zum Beispiel fürs Alter vorzusorgen.
Die extrem hohe Inflation bremst Deutschlands Sparer aus. Jeder Zweite (53,9 Prozent) legt einer Umfrage zufolge derzeit weniger Geld auf die hohe Kante oder kann aktuell gar nichts sparen, weil die stark gestiegenen Ausgaben zum Beispiel für Energie das Haushaltsbudget aufzehren. Fast ein Viertel der Menschen (24,9 Prozent) hat hierzulande das Sparen eingestellt, weil die aktuellen Einnahmen die Ausgaben gerade decken.Das ergab eine YouGov-Umfrage im Auftrag der zum Deutsche-Bank-Konzern gehörenden Postbank.
Inflation auf höchstem Stand seit den 50er-Jahren
Im September des laufenden Jahres lagen die Verbraucherpreise ersten amtlichen Berechnungen zufolge um 10,0 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Damit sprang die Inflation in Deutschland auf den höchsten Stand seit Anfang der 1950er Jahre.
«Die steigenden Preise belasten Verbraucherinnen und Verbraucher so stark, dass jeder Zweite seine Sparleistungen reduzieren oder ganz einstellen muss. Davon betroffen sind nicht nur Bezieherinnen und Bezieher von geringen sondern auch von mittleren Einkommen», fasste der Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank für Privat- und Firmenkunden, Ulrich Stephan, zusammen. «Eine wachsende Zahl Sparerinnen und Sparer verfügen nicht mehr über Mittel, die sie dauerhaft anlegen können.»
Keine Rücklagen für hohe Energiekosten möglich
Größte Preistreiber sind seit Monaten Energie und Lebensmittel. Mehr als ein Drittel (34,7 Prozent) der 2058 Befragten gaben an, sie würden wegen der gestiegenen Preise für Gas, Öl und Strom gerne finanzielle Rücklagen bilden. Dies sei ihnen aber nicht möglich.
«Unsere Umfrage zeigt, dass jeder zweite Mieter beziehungsweise jede zweite Mieterin einer unsanierten Immobilie finanzielle Rücklagen für steigende Energiekosten bilden möchte, aber dazu nicht in der Lage ist», erläuterte Stephan. Die Bundesregierung will die Menschen mit Preisbremsen für Strom und Gas entlasten.
Inflation frisst Zinsen auf dem Sparkonto auf
Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, diese können sich für einen Euro dann weniger leisten. Wer sparen kann, bekommt inzwischen zwar wieder etwas Zinsen. Doch weil die Inflation deutlich höher liegt als die Sparzinsen, nimmt der Wert des Geldes auf dem Konto ab.
Mehr Privatinsolvenzen
Die gestiegenen Lebenshaltungskosten belasten auch der Wirtschaftsauskunftei Crif zufolge die Verbraucher stark. Crif rechnet in diesem Jahr mit 100.000 Privatpleiten in Deutschland. 2023 sei ein Anstieg auf bis zu 120.000 Insolvenzen möglich. Die finanzielle Situation vieler Menschen bleibe durch die steigenden Miet- und Energiepreise angespannt. «Gerade für finanz- und einkommensschwache Haushalte wird sich die finanzielle Lage zuspitzen – auch weil die finanziellen Reserven durch Einbußen in der Corona-Pandemie aufgebraucht worden sind», sagte Crif-Deutschland-Geschäftsführer Frank Schlein.