IWF: Ende der Euro-Schuldenkrise nicht in Sicht
Stand: 11.09.2012
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Peking - Nach Einschätzungen des Internationalen Währungsfonds ist noch lange kein Ende der Euro-Schuldenkrise in Sicht. Die Bemühungen gingen zwar "in die richtige Richtung", wie IWF-Vizedirektor Zhu Min am Dienstag zum Beginn des Sommertreffens des Weltwirtschaftsforums in der ostchinesischen Metropole Tianjin sagte. Grund für Entspannung bestehe aber nicht.
"Die Krise ist noch nicht vorbei. Wir stecken noch mitten drin", sagte Zhu Min. "Es liegt noch ein langer Weg vor uns."
Zu dem dreitägigen "Sommer Davos", wie das Treffen in Anlehnung an das winterliche Weltwirtschaftsforum im Schweizer Luftkurort Davos genannt wird, sind 2000 Teilnehmer aus rund 90 Ländern angereist. Im Mittelpunkt steht die neue Wirtschaftsordnung, die aus der globalen Finanzkrise entsteht, und die Rolle multinationaler Unternehmen. Am Nachmittag wollte Chinas Premier Wen Jiabao eine Rede vor den Wirtschaftsvertretern und Politikern halten.
IWF warnt vor Auswirkungen auf die Weltwirtschaft
Der Währungsfonds befürchtet bei einer dramatischen Verschlechterung der Lage in Europa "enorme Auswirkungen" auf die Weltwirtschaft, die nicht unterschätzt werden dürften. Die Wirtschaftsleistung in den USA könnte nach IWF-Studien um 1,0 bis 2,5 Prozent fallen, in China um 1,0 bis 1,5 Prozent und in Japan um knapp 2 Prozent, wie IWF-Vizedirektor Zhu Min erläuterte.
Der chinesische Ökonom in der IWF-Führung begrüßte die jüngsten Beschlüsse der Europäischen Zentralbank (EZB), um die Stabilität der Eurozone zu unterstützen. Er sprach der europäischen Währung sein Vertrauen aus und versicherte den Teilnehmern des Forums: "Der Euro ist sicher." Europa müsse die Integration seiner Finanz- und Haushaltspolitik weiter vorantreiben.
Die Welt sei gegenwärtig aber nicht nur mit der Schuldenkrise in Europa konfrontiert, warnte Zhu Min. Er nannte drei weitere große Risiken: Die hohe Verschuldung der USA, eine mögliche "harte Landung" der Schwellenländer, deren Wachstum sich spürbar verlangsamt habe, sowie den drastischen Anstieg der Nahrungsmittelpreise.
Die Welt blickt nach China
Bei den Bemühungen im Kampf gegen die globalen Konjunkturprobleme spiele die Entwicklung in China eine große Rolle. "Das Wachstum zu stabilisieren und nicht die Strukturreformen zu vergessen, hat höchste Priorität", sagte Zhu Min mit Blick auf die jüngste Konjunkturschwäche im Reich der Mitte. Das Wachstum in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hat sich unerwartet deutlich auf weniger als acht Prozent verlangsamt.
Gründe sind der Rückgang der Exporte durch die schwache Nachfrage in Europa und den USA sowie das Auslaufen der Projekte, die mit dem massiven Konjunkturprogramm nach der globalen Finanzkrise 2008 angeschoben worden warnen. In den vergangenen Tagen hat Chinas Regierung im Schnellverfahren neue Infrastrukturprojekte in einem Umfang von schätzungsweise 250 Milliarden Euro gebilligt, um die Konjunktur wieder anzukurbeln.