Italien kann Krise ohne Finanzhilfen meistern
Stand: 29.08.2012
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa | dpa-AFX
Berlin - Italiens Premier Mario Monti hat sich zuversichtlich gezeigt, dass Italien die Krise ohne EU-Finanzhilfen meistern kann. Ähnlich positiv sehen Finanzexperten offenbar die Lage.
Italien braucht laut Premierminister Mario Monti derzeit keine Hilfe von der Europäischen Union (EU). Die Reformanstrengungen der italienischen Regierung würden die Befürchtungen der Märkte dämpfen, sagte Monti der Wirtschaftszeitung "Il Sole 24 Ore" (Mittwochsausgabe). Italien hatte zuletzt zu günstigeren Konditionen an den Märkten Geld bekommen.
Bestrebungen aus Deutschland, mögliche Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) zu verhindern, könnten sich als Eigentor erweisen, sagte Monti. Die hohen Risikoaufschläge von Anleihen der Krisenländer zu deutschen Bundesanleihen stellten eine Inflationsgefahr für Deutschland dar. Die Risikoaufschläge in einigen Ländern sind laut Monti weiter besorgniserregend hoch.
Ähnlich positiv sieht Finanzexperte Clemens Fuest die Lage für die Italiener. Seiner Ansicht nach kann Italien die Wirtschafts- und Schuldenkrise unter Regierungschef Mario Monti meistern. "Unter den Krisenstaaten im Süden der Euro-Zone haben Monti und Italien die besten Chancen, es zu schaffen", sagte Fuest der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Eine Frage sei jedoch, wie nachhaltig der Reformkurs sei - auch unter einer künftigen Regierung.
Vor dem Besuch Montis bei Kanzlerin Angela Merkel an diesem Mittwoch in Berlin bescheinigte Fuest Italien erhebliche Fortschritte. Vor der Regierung Monti seien Politik und Parteien nicht in der Lage gewesen, die Probleme des Landes wie die jahrelange Wachstumsschwäche und extrem hohe Staatsschulden anzugehen.
Wohltuende Richtungsänderung durch die Regierung Monti
"Erst die Regierung Monti hat die Richtung geändert und ist grundsätzlich die richtigen Dinge angegangen", sagte Fuest, der auch das Bundesfinanzministerium berät. Er verwies auf die Arbeitsmarktreformen, die Öffnung stark regulierter Wirtschaftssektoren sowie den Abbau des Budgetdefizits.
Die künftigen Pläne wie die Sanierung des Staatshaushaltes auch auf der Ausgabenseite sowie die weitere Liberalisierung seien richtig. Monti habe zudem immerhin erreicht, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den Kauf von Staatsanleihen von Euro-Krisenländern angekündigt hat: "Das hat die italienischen Renditen gedrückt." Dies könne sich bei einem Abweichen vom Reformkurs sofort ändern.
"Die Frage ist aber, ob das Monti durchhält und wie nachhaltig der Reformkurs ist", sagte Fuest. Er verwies auch auf des Ende der Amtszeit Montis im nächsten Jahr. "Ist die politische Unterstützung für Montis Kurs stabil?" Der Prozess der Anpassung hin zu mehr Wachstum und zum Schuldenabbau sei ein längerer: "Wie bei jedem Dauerlauf ist die zweite Hälfte schwerer als die erste", sagte Ökonom Fuest, der derzeit in Oxford lehrt.
Bei seinem Berlin-Besuch dürfte Monti nach Einschätzung Fuests darauf hoffen, dass Kanzlerin Merkel ihm den Rücken stärkt und sagt, dass Italien auf dem richtigen Weg sei. Auch dürfte Monti versuchen, Merkel davon zu überzeugen, dass der Kurs der EZB - Staatsanleihen zu kaufen und so die Renditen niedrig zu halten - der richtige sei.