Inflation übersteigt Zinsertrag: Realzinsen erstmals seit einem Jahr im Minus
Stand: 30.01.2025
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. Für Sparer hat das neue Jahr schlecht angefangen. Mit durchschnittlich 2,24 Prozent sind die Zinsen für Festgelder mit zweijähriger Laufzeit auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren gefallen. Zugleich hat die Inflation deutlich angezogen. Infolgedessen sind die Realzinsen zweijähriger Festgeldanlagen mit minus 0,36 Prozent zum ersten Mal seit einem Jahr in den Negativbereich abgerutscht. Auch die Tagesgeldzinsen setzen ihre Talfahrt fort. Das zeigt eine aktuelle Auswertung von rund 800 Banken und Sparkassen durch das Vergleichsportal Verivox.
Festgeldzinsen fallen auf neues Zwei-Jahres-Tief
Die Festgeldzinsen sind zum Jahresbeginn weiter auf dem Rückzug. Bundesweit verfügbare Anlagen mit 2 Jahren Laufzeit bringen im Schnitt aktuell 2,24 Prozent Zinsen – so wenig wie seit Januar 2023 nicht mehr. Geringfügig höher ist der Durchschnittszins mit 2,26 Prozent beim 1-jährigen Festgeld. Wer den Zinssatz über einen Fünf-Jahres-Zeitraum festschreiben lässt, muss sich hingegen mit 2,16 Prozent Zinsen begnügen.
Hohe Inflation drückt den Realzins ins Minus
Wie sich der Wert einer Anlage unter Berücksichtigung der laufenden Teuerung entwickelt, zeigt der Realzins. Nach einem überraschend starken Anstieg der Teuerungsrate auf zuletzt 2,6 Prozent ist die reale Rendite durchschnittlich verzinster Sparanlagen bei allen Laufzeiten ins Minus gerutscht. Für Festgelder mit zwei Jahren Laufzeit steht der Realzins aktuell bei minus 0,36 Prozent.
"Durch die Kombination aus anziehender Teuerung und sinkenden Zinsen hat sich für Sparer so etwas wie der perfekte Sturm zusammengebraut", sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. "Zum ersten Mal seit gut einem Jahr liefern Sparanlagen im Marktdurchschnitt nicht mehr ausreichend hohe Erträge, um den inflationsbedingten Wertverlust auszugleichen."
Tagesgeld: Weniger Zinsen bei Regionalbanken
Auch beim Tagesgeld ging es im Januar weiter abwärts. Bei bundesweit aktiven Banken erhalten Sparer im Schnitt aktuell einen Tagesgeldzins in Höhe von 1,56 Prozent. Das ist der niedrigste Stand seit Oktober 2023.
Bei den meisten regionalen Kreditinstituten müssen sich Sparerinnen und Sparer aber noch mit wesentlich niedrigeren Tagesgeldzinsen begnügen. Der Durchschnittszins der Sparkassen steht aktuell bei 0,54 Prozent, regionale Genossenschaftsbanken wie die Volks- und Raiffeisenbanken, PSD-Banken und Sparda-Banken zahlen im Schnitt 0,55 Prozent Zinsen. Nur rund ein Sechstel (16 Prozent) aller Sparkassen und regionalen Genossenschaftsbanken bieten einen Tagesgeldzins von 1 Prozent oder mehr.
Gute Angebote bieten Zinsen oberhalb der Inflation
Die Kreditinstitute selbst erhalten hingegen 3 Prozent Zinsen, wenn sie Spargelder ihrer Kunden bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. "Auch im laufenden Zinssenkungszyklus haben die Banken noch genügend Spielraum, um höhere Zinsen zu zahlen", sagt Oliver Maier. "Wer sich im Markt umschaut, findet immer noch Kreditinstitute, die Tages- und Festgeldzinsen oberhalb der laufenden Teuerung bieten. Anleger müssen sich mit Niedrigzinsen und einem schleichenden Wertverlust ihrer Ersparnisse also nicht einfach abfinden."
Banken dürften Zinssenkung rasch weitergeben
Auf vier ihrer letzten fünf Sitzungen haben die Notenbanker Leitzinssenkungen beschlossen. Wie sich die Sparzinsen in den kommenden Wochen und Monaten weiter entwickeln werden, hängt stark davon ab, ob die EZB diesen Zinssenkungskurs fortsetzt.
"Die Erfahrung der letzten Monate zeigt, dass ein großer Teil der Banken Zinssenkungen relativ rasch an die eigene Kundschaft weitergibt", sagt Oliver Maier. "Wenn die Währungshüter beim anstehenden Zinstermin wie erwartet eine weitere Zinssenkung beschließen sollten, dürften in den darauffolgenden Wochen auch die Sparzinsen noch weiter fallen."
Methodik
Für die Analyse hat Verivox die aktuellen Tages- und Festgeldzinsen von rund 800 Banken und Sparkassen ausgewertet. Berücksichtigt wurden alle Kreditinstitute, die ihre Konditionen frei zugänglich im Internet veröffentlichen. Ausgewertet wurden die Zinssätze für eine Anlagesumme von 10.000 Euro. Beim Tagesgeld wurden die unbefristeten Bestandskundenzinsen der untersuchten Banken und Sparkassen ausgewertet. Befristete Aktionszinsen, die nur für Neukunden oder für neu angelegtes Geld gültig sind, wurden nicht berücksichtigt. Auswertungsstand ist der 24.01.2025.
Im regionalen Sektor wird zwischen Sparkassen und regionalen Genossenschaftsbanken unterschieden. In beiden Institutsgruppen gibt es einzelne Häuser, die ihre Sparprodukte deutschlandweit anbieten und deshalb den überregionalen Banken zugeordnet wurden.