Inflation: Preise steigen so wenig wie seit vier Jahren nicht mehr
Stand: 31.07.2014
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Wiesbaden - Die Inflation in Deutschland erreicht einen Tiefstand, zuletzt war die Teuerung vor vier Jahren ähnlich niedrig. Daran haben unter anderem die Energiepreise ihren Anteil, sie sind gesunken. Doch der Europäischen Zentralbank bereitet die niedrige Inflation Sorgen.
Sinkende Energiepreise haben die Inflation in Deutschland im Juli auf den niedrigsten Stand seit mehr als vier Jahren gedrückt. Die jährliche Teuerungsrate lag bei 0,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch nach vorläufigen Zahlen in Wiesbaden mitteilte. Eine niedrigere Rate gab es zuletzt im Februar 2010 mit 0,5 Prozent.
Gebremst wurde der Preisauftrieb im Juli erneut durch sinkende Energiepreise (minus 1,5 Prozent). Billiger wurden insbesondere Sprit und Heizöl, wie aus Daten Statistischer Landesämter hervorgeht. Die Nahrungsmittelpreise waren gegenüber dem Vorjahr nahezu konstant.
0,3 Prozent - weit vom Zielwert entfernt
Billiger wurden nach Angaben der Statistiker in den Sommermonaten vor allem Obst und Gemüse. Mehr als im Vorjahr mussten die Verbraucher dagegen für Nettokaltmieten zahlen. Gegenüber dem Vormonat stieg die Inflationsrate insgesamt um 0,3 Prozent. Der Preisauftrieb in Deutschland liegt zwar immer noch höher als im Euroraum. Doch auch in Deutschland ist die Inflation weit entfernt vom Zielwert der Europäischen Zentralbank. Die EZB sieht Preisstabilität bei einer Jahresrate von knapp unter 2,0 Prozent gewahrt.
Experten der Commerzbank rechnen damit, dass die Verbraucherpreise im Euroraum im Juli nur noch um 0,4 Prozent gestiegen sind. "Dieser immer schwächere Preisauftrieb dürfte die Diskussion um zusätzliche Maßnahmen seitens der EZB weiter anfachen". Das Europäische Statistikamt veröffentlicht die vorläufigen Juli-Daten an diesem Donnerstag.
Das Arsenal der Währungshüter ist bald leer
Die Notenbank hatte Anfang Juni mit einem Antikrisenpaket auf die Mini-Inflation reagiert: Der extrem niedrige Leitzins wurde nochmals gesenkt auf jetzt 0,15 Prozent. Außerdem müssen Banken Strafzinsen auf Geld zahlen, das sie bei der EZB parken. Das soll die Institute dazu bringen, mehr Kredite an Unternehmen und Verbraucher zu vergeben und so die Konjunktur anzukurbeln. Das würde in der Regel auch den Preisauftrieb stärken.
Damit haben die Währungshüter ihr Pulver zwar bereits weitgehend verschossen. Weitere Maßnahmen könnten aber großangelegte Käufe privater und öffentlicher Schuldtitel sein. Dieser Schritt, der auch den milliardenschweren Kauf von Staatsanleihen beinhaltet, ist allerdings umstritten.