Inflation in Deutschland zieht an
Stand: 22.12.2016
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Wiesbaden - In Deutschland könnte die Inflation schneller anziehen als bisher erwartet. Höhere Preise von Öl und anderen Rohstoffen sorgen für Auftrieb und auch das produzierende Gewerbe verlangt wieder mehr für seine Waren. Einige Experten rechnen bereits zum Jahresbeginn 2017 mit einem Inflationsschock.
Über Jahre hatten sich deutsche Importeure an sinkende Einkaufspreise gewöhnt. Doch das ist zunächst vorbei. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts vom Donnerstag legten die Einfuhrpreise im November gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,3 Prozent zu. Das ist der erste Anstieg seit November 2012. Experten hatten stattdessen weiter mit einem Rückgang gerechnet, denn noch im Oktober waren die Einfuhrpreise um 0,6 Prozent gefallen, im September sogar um 1,8 Prozent. Die Überraschung bewegte auch an den Finanzmärkten. Der Euro stieg nach Veröffentlichung der Zahlen bis auf 1,0456 US-Dollar und damit auf den höchsten Stand seit Montag.
Anziehen der Inflation erwartet
Die Importpreise sind ein wichtiger Faktor, der die Entwicklung der Verbraucherpreise - also der Inflation - mitbestimmt. Sie wirken üblicherweise mit einiger zeitlicher Verzögerung auf die Inflationsrate und sind somit ein Vorabindikator. Zuletzt hatte die Inflation in Deutschland bereits zugelegt. Sie lag im Oktober und November mit 0,8 Prozent auf dem höchsten Niveau seit etwa zwei Jahren. Einige Experten rechnen inzwischen mit einem "Inflationsschock". Laut Analysten der Commerzbank dürfte sich die deutsche Teuerungsrate im Dezember auf schätzungsweise 1,5 Prozent fast verdoppeln. Die entsprechenden Zahlen werden die Statistiker des Bundes Anfang Januar vorlegen.
Höherer Ölpreis schlägt sich nieder
Die jüngste Überraschung bei den Importpreisen könnte sich dann auch in den Verbraucherpreisen niederschlagen. Den größten Einfluss auf die Importpreise habe im November die Entwicklung bei den Vorleistungsgütern gehabt, so die Statistiker am Donnerstag. Dabei handelt es sich um Güter, die nicht direkt für den Konsumenten bestimmt sind, sondern in Produktionsprozesse einfließen. Hier stiegen die Preise um 0,9 Prozent. Zuletzt haben die Preise für Eisen und andere Metalle kräftig zugelegt.
Ein weiterer wichtiger Grund für die gestiegenen Importpreise ist eine Erholung der Energiepreise. Insgesamt war Energie laut den Statistikern im November um 0,9 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Noch im Vormonat Oktober war ein deutlicher Rückgang verzeichnet worden. Besonders stark stiegen die Preise für importierten Strom. Sie legten im November um ein Drittel zu.
Produzentenpreise steigen ebenfalls
Ein weiterer wichtiger Grund für den Preisauftrieb bei Energie ist die jüngste Erholung der Ölpreise. Zuletzt hatten Ankündigungen einer Förderkürzung durch die Staaten des Ölkartells Opec sowie weiterer Förderländer wie Russland das schwarze Gold von niedrigem Niveau aus wieder verteuert. Die Preise für Rohölimporte stiegen im November im Vorjahresvergleich um 1,5 Prozent. Weiter verarbeitete Mineralölerzeugnisse wurden aber weiterhin billiger.
Bereits am Dienstag hatte es Hinweise auf eine steigende Inflation gegeben. Erstmals seit über drei Jahren haben die Preise auf Ebene der Produzenten wieder zugelegt. Laut Statistischem Bundesamt lagen die Erzeugerpreise im November um 0,1 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Auch diese Entwicklung hatte Experten überrascht. Die Erzeugerpreise geben an, wie viel Produzenten von ihren Abnehmern für ihre Güter verlangen können. Ähnlich wie die Importpreise gelten auch sie als Vorabindikator für die Verbraucherpreise.