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Inflation feiert Comeback - Keine Kehrtwende bei EZB-Geldpolitik

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa-AFX

Frankfurt - Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im Dezember mit 1,7 Prozent auf den höchsten Stand seit Juli 2013 gestiegen. Kaum ein Experte hatte diese Entwicklung erwartet. Wie wird die Europäische Zentralbank reagieren?

Setzt diese Entwicklung jetzt die Europäische Zentralbank (EZB) unter Druck, ihre sehr expansive Geldpolitik zu überdenken? Schließlich zeichnet sich auch in anderen Ländern der Eurozone ein beschleunigter Preisanstieg ab. So sind beispielsweise auch die Preise in Spanien laut Zahlen vom Freitag mit 1,4 Prozent im Jahresvergleich deutlich stärker gestiegen als erwartet und die Rate erreichte den höchsten Stand seit August 2013. Auch in Frankreich beschleunigte sich die Inflation, allerdings nicht so stark wie erwartet.

Preisauftrieb rührt vor allem von den Rohstoffmärkten

"Es sollten nun aber nicht die falschen Schlussfolgerungen gezogen werden", forderte Thomas Gitzel, Analyst bei der VP Bank. Die höheren Teuerungsraten in den Euroländern spiegeln seiner Einschätzung nach vor allem die Bewegungen an den Rohstoffmärkten wider. Tatsächlich ist der Anstieg der Gesamtpreise vor allem durch höhere Treibstoffe verursacht. "Die ultra-expansive Geldpolitik der EZB tut hier praktisch kaum etwas zur Sache", sagt Gitzel. "Unter Herausrechnung der Energie- und Nahrungsmittelpreise bleibt die Teuerungsentwicklung wesentlich gedämpfter."

Selbst in Deutschland dürfte die Inflationsrate nach Einschätzung der Experten von Capital Economics nicht durch die Decke gehen. Zwar entwickle sich die Konjunktur gut und die Arbeitslosigkeit liege auf einem Rekordtief. "Der Lohndruck bleibt jedoch verhalten, was auf einen verhaltenen Anstieg der Kerninflationsrate hinweist." Bei der Kerninflationsrate werden schwankungsanfällige Lebensmittel- und Energiepreise herausgerechnet.

EZB-Direktoriumsmitglied Benoit Coeure hatte zuletzt auf klare Anzeichen für eine Beschleunigung der Gesamtinflation - vor allem dank des Anstiegs der Öl- und Rohstoffpreise - hingewiesen. "Wir warten aber immer noch auf klare Anzeichen dafür, dass die Kerninflation anzieht und deutlich über ein Prozent steigt." Die Aufwärtsrisiken für die Inflation hätten jedoch zugenommen. Daher habe die EZB im Dezember die Entscheidung getroffen, ihre monatlichen Anleihekäufe ab April von bisher 80 Milliarden Euro auf 60 Milliarden Euro zu verringern. Gleichzeitig wurde das Kaufprogramm jedoch bis Ende 2017 verlängert.

Schnelle Kehrwende bei Geldpolitik unwahrscheinlich

Für Ökonomen steht außer Frage, dass die Inflationsrate in der Eurozone in diesem Jahr merklich höher als im vergangenen Jahr ausfallen wird. Vermutlich muss die EZB schon bald ihre Inflationsprognosen anheben. Und zunächst könnte dies die EZB auch freuen. Schließlich hat sie vier Jahre in Folge ihr Inflationsziel von knapp zwei Prozent verfehlt.

Die Gründe für den jüngsten Inflationsanstieg dürften der EZB jedoch weniger gefallen. Steigende Ölpreise und der zuletzt merklich gefallene Eurokurs verteuern importierte Waren. Dagegen dümpelt die Binnenwirtschaft in wichtigen Länder der Eurozone wie Frankreich und Italien weiter vor sich hin und bremst so die Preisentwicklung. Ein baldige Trendwende bei der Geldpolitik ist daher unwahrscheinlich.

Eine frühzeitige Rückführung der Anleihekäufe dürfte insbesondere den italienischen Anleihemarkt unter Druck bringen. Das Land leidet unter der Bankenkrise und politischer Unsicherheit nach dem gescheiterten Verfassungsreferendum im Dezember. Zudem stehen 2017 in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden wichtige Wahlen an. Die EZB dürfte daher kaum frühzeitig eine Wende einleiten.

Zudem ist unklar wie sich die Ölpreise weiter entwickeln. Die Einigung des Ölkartells Opec und Russlands auf eine Begrenzung der Fördermenge steht auf wackligen Beinen. Viele Experten bezweifeln, dass sich die Länder tatsächlich an die Vorgaben halten werden. Auch der Eurokurs könnte gegenüber dem Dollar bald wieder zulegen. Der Dollar profitierte zuletzt vor allem von den Wahlversprechungen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump. Was er von seinen angekündigten Steuersenkungen und Ausgabenerhöhungen tatsächlich umsetzen wird, ist aber noch unklar. Analysten sehen hier durchaus Enttäuschungspotenzial, von dem der Euro profitieren könnte.